SPIELMACHER | 31
der wir auch gezielt gearbeitet
hatten. Zum Beispiel mit launigen
Videos auf der Leinwand
im VfL
Stadion.
Sie meinen Granato Rambocco?
Fuchs: Genau! Der Mann war eine geniale Erfindung.
Es ging uns darum, über eine sympathische Figur mit einem
Augenzwinkern schwierige Situationen zu erklären und gleichzeitig
den Baufortschritt zu dokumentieren. Diese kleinen Clips
waren super, im Halbzeitprogramm
gab es immer großen Applaus.
In meiner Lieblingsszene stand Rambocco in seinem weißen
Anzug in einer Pfütze und erläuterte, dass wegen Regens gerade
nicht gearbeitet
würde. „Aber hier an dieser Stelle soll später mal
das E
rmüdungsbecken für Stefan Effenberg entstehen.“
Herrlich.
Mit Inbetriebnahme hatte der VfL Wolfsburg eins der
modernsten
Stadien Deutschlands. Wo würden Sie heute,
15 Jahre später, die Arena deutschlandweit einsortieren?
Fuchs: Da unterscheide ich zwischen zwei Klassen von Stadien:
Solche, die WM-tauglich gebaut wurden und Kapazitäten von
50.000 und mehr Zuschauern haben. Und dann die kleineren
Arenen wie unseres, das Leverkusener oder das Stadion der
TSG Hoffenheim. In diesem Segment haben wir immer noch
ein Schmuckstück, finde ich. Weil es eben gelungen ist, die
Volkswagen
Arena immer wieder den neuesten Anforderungen
anzupassen. Und wenn Sie mich jetzt fragen, …
… worauf Sie persönlich besonders stolz sind, …
Fuchs:… dann nenne ich genau das: nämlich die Flexibilität. Die
Arena stand nie still, sondern ist ein höchst lebendiger Komplex.
Wir sind in der Breite allen Anforderungen gerecht
geworden,
haben eine immer noch sehr ansprechende
Architektur, die im
Zusammenspiel mit der Autostadt gut ins Stadtbild passt. Und
wir haben Alleinstellungsmerkmale
wie den Familienblock mit
Kinderspielplatz.
Rückblickend, wenn ich noch einmal in der
Situation
wäre, würde ich bei der Planung kaum etwas anders
machen. Als einziges etwas unterschätzt haben wir damals die
wachsende
Medienlandschaft.
Aber auch hier konnte der VfL ja
baulich noch etwas korrigieren.
Eingangs erzählten Sie, dass bei der Kapazität auch andere
Dimensionen im Raum standen. Bei der Entscheidung
für die
heutige Größe sehen Sie sich vermutlich
bestätigt.
Fuchs: Absolut. Umstritten war das Fassungsvermögen übrigens
in beide Richtungen. Genauso wie eine weit größere
Arena
diskutiert wurde, erreichten mich viele Briefe von Fans, die uns
für verrückt erklärten. Ein Volumen von 20.000 Zuschauer
würde
angesichts von Kulissen rund um 13.000, wie wir sie am Elsterweg
hatten, doch absolut reichen. Wir kalkulierten dagegen, dass
es aus dem Stand 50 Prozent Zuwachs geben müsste und außerdem
jedes Jahr etwa 1.000 Zuschauer mehr kommen würden.
Bei 26.000 bis 27.000 hat es sich dann irgendwann eingependelt.
Insofern sind die Berechnungen aufgegangen. Für mehr ist die
Stadt Wolfsburg einfach zu klein.
Wäre es baulich denn überhaupt möglich, das Fassungsvermögen
noch zu erhöhen?
Fuchs: Das würde einen erheblichen Aufwand bedeuten.
Man
müsste das Dach wie bei einer Tortenschachtel runternehmen,
weil es auf eigenen Stützen steht und nicht mit dem Bau
verbunden
ist. Dann könnte man ein drittes Stockwerk mit steilen
Rängen dazubauen, längere Träger anbringen und das Dach
wieder draufsetzen. Das alles wäre mit meiner Meinung nach
unverhältnismäßig
hohen Kosten verbunden. Ich glaube auch
kaum, dass sich diese Frage auf Jahre hinaus jemals stellen wird.
Aber: Möglich wäre es. UNTER WÖLFEN