Bei den Wölfinnen trainierte der Allgäuer die Nationaltorhüterin. Die VfL-Fußball.Akademie ist der Arbeitsplatz von Patrick Platins.
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individueller. Dennoch müssen sich die Torhüter dann ins
große Ganze einfügen.
Es ist auch eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Patrick: Man steht immer im Fokus und wenn ein Tor fällt, wird
reflexartig die Frage gestellt, ob dieser Ball nicht doch haltbar
war. Du stehst hinten drin und hast 21 Spieler vor dir, zehn davon
aus der eigenen Mannschaft, die sich dann auch umdrehen
und sich denken „Warum hast du den nicht gehalten?“ Und die
anderen elf jubeln und lachen dich vielleicht sogar aus. Da musst
du stabil sein. Allgemein ist das Fußballbusiness eines, in dem
man stabil vom Charakter und Wesen sein muss. Es gibt so viele
äußere Faktoren, die man nicht beeinflussen kann: den Gegner,
die Medien, das Umfeld. Da muss man schon mal auf Durchzug
schalten und nicht alles zu ernst nehmen.
Siehst du das auch als deine Aufgabe an, die Jugendlichen
darauf vorzubereiten?
Patrick: Natürlich. Jeder Fehler wird bestraft, im Tor noch mehr
als auf dem Feld. Das wird kommentiert von den Medien und
den Mitspielern, damit muss man klarkommen. Man muss lernen,
damit umzugehen. Und wir versuchen, das unseren Spielern zu
vermitteln.
Spielt Wertevermittlung im Jugendfußball eine große Rolle?
Patrick: Auf jeden Fall. Werte zu vermitteln bedeutet nicht nur,
dass man stark sein muss. Man muss den Spielern auch bewusst
machen, dass sie ein Vorbild für andere sind. Denn es gibt sehr
viele andere Kinder und Jugendliche, die sehr gerne einen Platz
in der Akademie haben würden, es aber bisher nicht geschafft
haben. Das kann an fehlendem Talent liegen, oder weil ihr Talent
noch nicht entdeckt wurde. Es gibt im Fußball auch immer noch
Spätentwickler, die lange brauchen, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Es gibt nicht den einen einzigen richtigen Weg, um
Fußballprofi zu werden. Gerade im Jugendfußball entscheiden oft
Größe und Stärke. Beim Torwart spielt das eine noch wichtigere
Rolle, da ein größerer Spieler mehr Raum im Tor abdecken kann.
Je älter die Jugendlichen werden, desto mehr gleichen sich die
körperlichen Voraussetzungen an und da musst du dich dann mit
Leistung beweisen und es kommt auf die Feinheiten an.
Du hast als Spieler in Augsburg, Bielefeld und Darmstadt
gespielt und warst im Frauenfußball Trainer, wo die Schere
von Professionalität noch weiter auseinander geht als bei den
Männern. Unterscheidet sich das Arbeiten in solchen Vereinen?
Patrick: Es unterscheiden sich vor allem die äußeren Bedingungen.
Wolfsburg hat mit der Arena, den Kabinen und Trainingsplätzen
schnell nachgezogen und die Bedingungen deutlich verbessert.
Ich persönlich brauche zum Trainieren kein „Schickimicki“. So
abgedroschen es klingen mag: Entscheidend ist auf dem Platz.
Ob in der Dusche ein goldener Wasserhahn hängt oder wie in
Darmstadt alles etwas altmodisch aussieht, macht für das Training
keinen Unterschied. In Darmstadt war es sogar so oldschool, dass
es einen gewissen Charme hatte. Es war sogar unser Zugpferd in
Darmstadt, dass wir die Bedingungen angenommen haben. Einige
Gegner sind gekommen und hatten bei den gelben Fliesen in
der Kabine schon keine Lust, sich umzuziehen. Die Bayern haben
sogar im Hotel geduscht, statt im Stadion. Wir haben versucht
das auszunutzen und das macht den Fußball auch aus. Es wäre
schlimm, wenn alle die gleichen Bedingungen hätten. Man muss
es so annehmen, wie es ist und auf dem Platz Gas geben. Der eine
Verein hat mehr Geld als der andere. In meiner Zeit in Bielefeld war
der Verein nahezu bankrott, wir mussten drei Monate sogar auf das
Gehalt verzichten.
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