Seit 2019 stellt die Marke Volkswagen ihr Engagement im
Fußball auf ein breiteres Fundament und unterstützt auch
die deutsche Nationalmannschaft. Schürt das im Verein
Befürchtungen, der VfL könnte dem Unternehmen mittelfristig
nicht mehr so wichtig sein?
Witter: Wenn es solche Befürchtungen gibt, dann sind sie bei
mir noch nicht angekommen. Die Marke Volkswagen hat für sich
klar definiert, dass der Fußball eine hervorragende Plattform ist.
Deswegen wurde die Chance genutzt, sich auch über die Nationalmannschaft
zu präsentieren. Aber das ändert nichts daran, dass
der VfL hier am Heimatstandort unverändert ein ganz wichtiger
Baustein bleibt. Das eine steht nicht im Widerspruch zum anderen.
Skeptiker könnten anmerken: Jeder Euro, den Volkswagen in die
Nationalmannschaft
investiert, fehlt dem VfL.
Witter: Nein, diese Rechnung können Sie so nicht aufmachen.
Nehmen wir mal theoretisch an, der Konzern würde über dem
Verein ein Füllhorn ausschütten und für ein paar Jahre mit noch
deutlich höheren Investitionen eine noch bessere Mannschaft
ermöglichen. Führt das zwingend zu nachhaltigem Erfolg,
zu einem dauerhaften Abonnement für die Teilnahme an der
Champions League? Nein! Es ist in der Vergangenheit immer
wieder bewiesen worden, dass Sie sportlichen Erfolg auf Dauer
nicht kaufen können. Wichtig sind die Kontinuität und belastbare
Strukturen. Volkswagen hat sich immer zum VfL bekannt und
betrachtet ihn als Markenbotschafter. Bei den Männern und den
Frauen, auch wenn bei denen die Reichweite natürlich eine nicht
ganz so große ist. Aber das ist schon ein sehr sympathisches
Aushängeschild, für den Verein und für die Stadt. Fragen Sie mal
unseren Wolfsburger Oberbürgermeister, der ist nicht zufällig ein
ganz großer Fan.
Kein anderer Bundesligaverein investiert so nachhaltig in den
Frauenfußball wie der VfL Wolfsburg.
Witter: Die Reihen schließen sich langsam. Schauen Sie sich
den FC Bayern München an oder die TSG 1899 Hoffenheim, mal
sehen, was demnächst in Frankfurt passiert. Und im internationalen
Bereich geht es richtig ab! Nicht nur in Lyon, wo der Frauenfußball
ja schon sehr lange Priorität hat. England hat eine eigene
Profiliga, Spanien hat große Pläne. Wir sind in Deutschland immer
noch eine allererste Adresse, aber der Wettbewerb in Europa wird
schon sehr viel intensiver.
Sind Sie häufiger bei den Wölfinnen zu Gast?
Witter: Nicht so oft, wie ich gern würde, da fehlt mir schlichtweg
die Zeit. Neulich war ich mit meiner Tochter da, die fand das wahnsinnig
spannend und ich musste ihr gleich ein Trikot kaufen. Dann
war ich bei der Weihnachtsfeier und hatte gerade erst ein gemeinsames
Abendessen mit dem Sportlichen Leiter und langjährigen
Erfolgstrainer Ralf Kellermann, um mal seine Perspektive näher
kennenzulernen. In der Champions League hatten wir zuletzt Pech,
zweimal in drei Jahren vorzeitig gegen Lyon zu spielen. Aber das
ändert ja nichts daran, dass diese Mannschaft seit Jahren kontinuierlich
auf höchstem Niveau spielt. Auch das meine ich mit der
Nachhaltigkeit, für die Volkswagen und der VfL stehen.
Wird dieses Engagement vom DFB angemessen gewürdigt?
Witter: Ich habe schon den Eindruck, dass das Thema Frauenfußball
im DFB und auch in der DFL stetig an Gewicht gewinnt – auch
im sozialen und gesellschaftlichen Bereich, aber nicht nur. Wer die
sportliche Entwicklung verfolgt, in der Bundesliga, der Nationalmannschaft
und im Nachwuchs, ist sehr gut beraten, den Frauen
allerhöchste Beachtung zu schenken! sg
Der VfL-Aufsichtsratsvorsitzende ist aufmerksamer und regelmäßiger Besucher der
Spiele in der Volkswagen Arena und im AOK Stadion.
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