Warum hast du dich überhaupt für den Fußball entschieden?
Ulysses: Wegen meines Vaters. Er hat Fußball gespielt und ich
bin zu einem seiner Spiele gegangen, als ich etwa vier Jahre alt
war. Und da hat er mit mir ein bisschen gekickt. An diesem Tag
habe ich zu meinem Vater gesagt, dass ich Fußball spielen will. Er
musste extra ein Team gründen, damit ich spielen kann. Da war
ich etwa fünf Jahre alt. So hat alles angefangen.
Und nur etwa 14 Jahre später hast du einen richtig guten
Start in Wolfsburg hingelegt.
Ulysses: Ja, der Start war super. Die ersten Spiele sind gut für
mich gelaufen, bis ich mich dann leider verletzt habe. Aber jetzt
läuft es wieder besser.
Weißt du eigentlich, mit welchem Spieler du von amerikanischen
Fans verglichen wirst?
Ulysses: Ich habe keine Ahnung. Mit welchem?
Mit Christian Pulisic, weil er, als er nach Dortmund kam, genauso
gut getroffen hast wie du in Wolfsburg. Magst du solche Vergleiche?
Ulysses: Ja schon, aber wir sind natürlich sehr unterschiedliche
Spielertypen und das macht einen Vergleich sehr schwierig. Ich
möchte einfach mein Spiel durchziehen, meinen eigenen Stil
finden. Aber es ist okay, verglichen zu werden. Vor allem mit
so einem Spieler.
Welche Ziele hast du dir für die kommenden Wochen gesteckt?
Ulysses: Erst einmal möchte ich mich voll auf die Saison mit der
U19 konzentrieren. Wir möchten natürlich um das Finale um die
Deutsche Meisterschaft mitspielen.
Du hast zuletzt aber auch für das US-Nationalteam gespielt.
Eine unvergessliche Erfahrung?
Ulysses: Ja, es war einfach toll. Das Spiel gegen Costa Rica lief
wirklich gut und ich fand es schön, dass meine Familie und
meine Freude beim Spiel dabei waren. Da ist ein Traum in Erfüllung
gegangen. Das wird eine Erinnerung sein, die mich bis zum
Ende meines Lebens begleiten wird.
Du durftest als sehr junger Spieler während deines Debüts den
entscheidenden Elfmeter schießen. Wie kam es dazu?
Ulysses: Ich habe Paul Arrlola, dem eigentlichen Elfmeterschützen,
erzählt, dass meine Familie und meine Freunde da sind
und habe ihn gefragt, ob ich schießen dürfte. Und dann meinte
er nur: „Nur zu, nutze diese Chance“. Dann habe ich natürlich
zugesehen, dass ich auch treffe.
Hattest du gar keine Angst, es zu versauen?
Ulysses: Nein, nicht eine Sekunde lang.
Ist denn das Training in der Akademie unterschiedlich zum
Training
in den USA?
Ulysses: Oh ja, in Deutschland ist das Training sehr viel aggressiver
und intensiver. Und hier haben die meisten Spieler eine deutlich
bessere Technik. Das Training ist hier aber generell auch deutlich
besser als in den USA.
US-Spielerinnen sagen oft, dass der Trainingsfokus in den USA
vor allem auf Athletik liegt und in Europa eher auf Taktik und
Technik. Trifft das auch auf die Nachwuchsmannschaften im
Männerbereich zu?
Ulysses: Auf jeden Fall. Hier haben immer alle eine Plan für das
nächste Spiel und in den USA geht es vor allem darum, schnell und
stark zu sein. Das ist mir gleich aufgefallen, als ich nach Deutschland
gekommen bin.
Würdest du es anderen US-Spielern empfehlen, nach Europa
zu kommen?
Ulysses: Zu 100 Prozent. Europa ist die beste Wahl für Spieler, die
etwas ausprobieren und sich verbessern wollen. Es war wahrscheinlich
die beste Entscheidung, die ich bisher in meinem Leben
getroffen habe. ms/ag
Treffer beim Nationalmannschafts-Debüt: Llanez verwandelte im Testspiel gegen
Costa Rica den spielentscheidenden Elfmeter.
Im Sommer wechselte der Rechtsaußen von Los Angeles zu den VfL-A-Junioren.
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