waren, sind überholt worden. Keine Überraschung, wie Lindahl
findet: „Ich denke, Schweden ist zu spät aufgewacht, aber immer
noch früher als Deutschland. Seit Jahren wurde das Gleiche
beibehalten und wieder und wieder gemacht. Und ich frage
mich: Warum?“ Gerade Deutschland habe große Möglichkeiten,
Frauenfußball
populärer zu machen und dieses Potenzial liegt in
den Augen der Keeperin in der Fankultur: „Was in Deutschland
super ist, ist die solide Fanbasis. Wenn Menschen Autogramme
wollen oder in der Hotellobby auf uns Spielerinnen warten,
sind das meistens Deutsche.“ Auch die Erfolgsgeschichten der
deutschen
Frauennationalmannschaft der letzten Jahrzehnte
biete bislang ungenutztes Potenzial. 2003 und 2007 ist Deutschland
Weltmeister geworden, von 1997 bis 2013 hat Deutschland
acht Mal hintereinander den Europameistertitel geholt. Eine
Bilanz, die ihresgleichen sucht. „Nutzt dieses Potenzial doch
einfach!“, appelliert die Schwedin.
Generation Social Media
Gerade im modernen Frauenfußball nimmt die Vermarktung und
Sichtbarkeit einen großen Stellenwert ein – und zwar nicht nur
auf Vereins- und Verbandsebene, auch Fußballerinnen müssen
sich als Einzelmarke verkaufen können. Spielerinnen werden
bekannt, weil sie viele Follower auf ihren Kanälen in den Sozialen
Netzwerken haben. Andere, die nichts darauf geben, wie sie sich
in der Öffentlichkeit verkaufen, dafür aber auf dem Platz ihre
Leistungen bringen, bekommen weniger Aufmerksamkeit. So
zumindest ist Lindahls Eindruck: „Im Frauenfußball geht es leider
nicht nur darum, was auf dem Platz passiert.“ Als Beispiel nennt
die 37-Jährige Megan Rapinoe, die zur Weltfußballerin 2019
gekürt wurde, nachdem sie mit dem Team der USA Weltmeister
geworden war. „Ist Rapinoe die beste Spielerin? Manche Dinge,
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holte mit Chelsea zweimal das Double aus Meisterschaft und
Pokalsieg und denkt gerne an ihre Zeit in England zurück. Denn
auf der Insel wird von Vereinsseite kräftig in den Frauenfußball
investiert, was sich nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung,
sondern auch in steigenden Zuschauerzahlen zeigt.
Marketing und Investitionen als Schlüssel zum Erfolg
Beim Chelsea FCW liegt der Zuschauerschnitt der aktuellen
Spielzeit bei über 5.500 Zuschauern. Damit belegen
die Blues in der Zuschauerstatistik der englischen Women’s
Super League Platz zwei hinter Tottenham Hotspur FCW. Die
englischen Vereine locken bei einzelnen Highlight-Spielen
mittlerweile zwischen 20.000 und 30.000 Menschen in die
Stadien, während in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga
der Zuschauerschnitt bei 900 liegt. „Diese Zahlen kommen
zustande, weil dort gutes Marketing betrieben wird. So einfach
ist das“, ist sich Lindahl sicher, den Hauptgrund für den Frauenfußball
Boom in England und Spanien zu kennen. „Chelsea hat
richtig ins Marketing investiert. Es gab Werbung auf Bussen,
an Bahnhöfen und so weiter. Die Homepage wurde umstrukturiert
und die Qualität der Außendarstellung über die Sozialen
Medien hat sich enorm verbessert.“
Deutschland und Schweden: Die Überholten
Hohe Zuschauerzahlen, eine große Reichweite über die sozialen
Medien, attraktive Rahmenbedingungen und der Kontakt zu
den Männer-Profiteams – laut Lindahl machen sich vor allem
Traditionsvereine aus England oder Spanien mit solchen Argumenten
auch im Frauenfußball einen Namen, locken Weltklassespielerinnen
und stärken dadurch ihre Ligen. Deutschland
und Schweden, die einst noch Heimat der besten Frauenligen
Mit Magdalena Eriksson (l.), Maria Thorisdottir (r.) und dem Chelsea FCW feiert Lindahl den FA Cup-Sieg 2018.
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