„Man kann nur den Hut ziehen vor dem wohl größten
Sportsmann, der in meiner Fan-Ära unser Trikot getragen
hat. Der mit Abstand sympathischste, umgänglichste und
korrekteste Spieler, den ich je kennenlernen durfte.“ Das
sind die Worte eines Fans des LASK auf der Facebook-
Seite des Klubs als Reaktion auf den Post, der den Abschied
einer Vereinslegende ankündigte – ein Kommentar, der
sinnbildlich für die Resonanz der LASK-Fans auf den
Wechsel von Pavao Pervan nach Wolfsburg steht. Acht
Jahre lang trug der 31-Jährige das schwarz- weiße Trikot,
wurde zum Stammtorhüter und später zum Kapitän, bevor
er im Sommer den Sprung in die deutsche Bundes liga
wagte. Im Interview mit dem „Unter Wölfen Magazin“
erzählt der Österreicher, wie er zum LASK- Fanliebling
wurde, warum er seinen Herzensverein verließ und wie
er innerhalb eines Tages ein Grün-Weißer wurde.
Pavao Pervan, in den Fanreaktionen auf deinen Wechsel
zum VfL findet man in den Sozialen Netzwerken keine
Wut, kein Unverständnis, noch nicht einmal spitze
Bemerkungen. Dagegen gibt es haufenweise Kommentare,
in denen Fans dich als bodenständigen Vorzeige profi
beschreiben. Wie hast du dir das verdient?
Pavao Pervan: Ich habe in sehr schweren Zeiten zum
Verein gestanden. Als ich zum LASK gekommen bin, ist
der Klub von der Bundesliga in die 2. Liga abgestiegen
und ein Jahr später ging es für uns wegen des Lizenzentzuges
sogar noch eine Liga tiefer in die Regionalliga. Den
ganzen Weg bin ich mitgegangen, wollte nicht wechseln,
obwohl es Möglichkeiten dazu gab. Dazu kam, dass es auch
finanziell ganz schlecht für uns ausgesehen hat: Unsere
Gehälter wurden nicht mehr gezahlt. Ich war einer der
Spieler, die den Verein noch zusammengehalten haben.
Wir haben dem Klub zur Seite gestanden und sind ihm treu
geblieben, haben die anderen Mitspieler mitgerissen. Nach
der Neuübernahme des Vereins haben wir es geschafft,
wieder von der Regionalliga in die 2. Liga und von der
2.Liga in die Bundesliga zurückzukommen, haben uns
später für den internationalen Wettbewerb qualifiziert.
Das haben mir die Fans natürlich extrem hoch angerechnet,
weil ich der einzige Spieler war, der diesen Weg komplett
mitgegangen ist. Die Fans haben immer gewusst, wie viel
mir der Verein bedeutet.
Die VfL-Fans haben auf dich, vor allem als Nachfolger
vom langjährigen Ersatztorhüter Max Grün, zunächst
dagegen nicht ganz so positiv reagiert.
Pavao: Bei meinem letzten Verein war ich einer der
Lieblingsspieler, eine Identifikationsfigur. Und dann
komme ich hierher und ersetze einen Spieler, der genau
diesen Status auch innehatte. Das ist natürlich ein
bisschen komisch, auch für mich. Aber ich weiß, wie
ich ticke und kenne meine Qualitäten. Ich habe einfach
nur eine Chance gebraucht, dass die Fans mich besser
kennenlernen, auch auf dem Platz. Ich möchte zeigen,
dass wir Österreicher nicht nur gut Ski fahren können
(lacht). Aber auch das Menschliche spielt eine wahnsinnig
große Rolle. Ich hoffe natürlich, dass ich das gut mache.
Bis jetzt habe ich gute Rückmeldungen bekommen und
das freut und motiviert mich sehr. Ich habe aber auch
nie daran gezweifelt.
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UNTER WÖLFEN MAGAZIN
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