Marcel Schäfer, zum ersten Mal stehst du in einem VfL-Dress
nicht als Spieler auf, sondern als Verantwortlicher neben dem
Rasen. Was ist das für ein Gefühl?
Marcel Schäfer: Ich habe ja immer betont, dass ich von Herzen
gerne Fußballer war und ich meinen Job unglaublich gerne ausgeübt
habe, egal wie die sportliche Situation gerade war. Es war
mir auch immer klar, dass dieser Abschied von der aktiven Karriere
ein mentaler Prozess ist, der ein wenig Zeit in Anspruch nehmen
wird, auch wenn bei mir der Übergang vom Platz an den Schreibtisch
recht fließend verlief. Ich bin Jörg Schmadtke und dem VfL
daher auch unglaublich dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit
eröffnet haben, bei meinem Herzensverein gleich als Sportdirektor
einsteigen zu können. Natürlich ist auch jetzt manchmal noch ein
Stück Wehmut dabei, wenn ich die Jungs trainieren und spielen
sehe. Aber dieses Gefühl ist schon deutlich schwächer geworden
im Vergleich zum vergangenen Sommer, als ich praktisch Freitag
mein letztes Spiel als Profi absolviert hatte und Montag in
Wolfsburg im Büro saß.
Es wartete ja auch nicht gerade wenig Arbeit auf Jörg
Schmadtke und dich.
Schäfer: Die ersten sechs Monate waren auf jeden Fall sehr
intensiv. Von daher kam mir das Wintertrainingslager in Portugal
sehr entgegen, weil ich dort in den paar Tagen mehr Sport
machen konnte, als im halben Jahr zuvor. Natürlich hätte ich mich
auch in Deutschland mehr bewegen können, aber wer mich kennt,
weiß, dass ich alles zu einhundert Prozent mache und da blieb
der Sport dann einfach ein wenig auf der Strecke, weil es mir erst
einmal darum ging, die neue Aufgabe und mein Familienleben in
Einklang zu bringen. Das war aber auch nicht schlimm, weil ich
das ja im Trainingslager nachholen konnte.
Aber dennoch dürfte es auch in Portugal noch gekribbelt haben,
wenn das Training lief, oder?
Schäfer: Ein wenig. Wobei die Freude, selbst mal wieder etwas
mehr Sport machen zu können, deutlich größer war. Insofern ist
alles gut und perfekt so, wie es ist.
Auch wenn dein Fokus jetzt natürlich auf der Arbeit als Sportdirektor
liegt, möchten wir gerne noch einmal auf deine
Erfahrungen als Aktiver zurückkommen. Macht es für den
Spieler einen Unterschied, ob es ein Sommer- oder ein Wintertrainingslager
ist?
Schäfer: Definitiv, der Unterschied ist schon gravierend. Im Sommer
werden die Karten meistens neu gemischt, die Vorbereitung
ist deutlich länger und es müssen einige neue Spieler integriert
werden. Im Winter ist die Zeit bis zum ersten Pflichtspiel wesentlich
kürzer. Man hat nur etwa eine Woche Zeit, um sich vorzubereiten
und auch konditionell zu arbeiten.
Ist durch die kurze Zeitspanne das Wintertrainingslager das
„leichtere“ der beiden?
Schäfer: Das kann man so nicht sagen. Natürlich ist im Winter alles
etwas komprimierter, was aber nicht bedeutet, dass es weniger
fordernd ist als im Sommer. Vielleicht ist es sogar ein Stück weit
intensiver, weil das Trainerteam versucht, möglichst viele Inhalte
in die wenigen Tage zu packen.
Genießt man dennoch als Spieler das Wintertrainingslager
ein wenig mehr, weil es zeitgleich in Deutschland sehr kalt ist,
während im Sommer die klimatischen Unterschiede zwischen
Heimat und Vorbereitungsort nicht so groß sind?
Schäfer: Naja, ein Urlaubsfeeling entsteht jetzt zwar nicht gerade.
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Vom Akteur zum Beobachter: Schäfer begutachtete fast alle Trainingseinheiten in Almancil.
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