Ein „einzigartiger Witz“
Hans Meyer wollte es im Februar 2003 einfach nicht wahrhaben. Also fuhr der Trainer von Borussia Mönchengladbach
zum Bökelberg und fegte, bewaffnet mit Besen und Kochsalz, ein paar Gänge frei. Fazit: „Wenn hier
geräumt worden wäre, hätten wir die besten Platzverhältnisse seit langem!“ Dabei hatte das heimische Sportamt
zuvor das Gastspiel der Wölfe wegen vereister Zuschauerränge und Zufahrtswege abgesagt. Für Borussia-Coach
Meyer damals ein „einzigartiger Witz“. Ein Witz aus VfL-Sicht war dann auch das Nachholspiel am 19. Februar 2003:
Die Wölfe verloren mit 0:2.
Vorführeffekt: Bei minus 8 Grad (nächtlicher Tiefswert) sorgte ein kaputtes Rohr
der Rasenheizung beim Eröffnungsspiel in der Volkswagen Arena für einen
vereisten Streifen, der einmal quer über den Platz verlief.
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Frostige Stadioneröffnung
Not macht bekanntlich erfinderisch. Kälte aber auch.
Beim ersten Spiel in der Volkswagen Arena am
18. Dezember
2002 gegen den VfB Stuttgart waren die
Fans gut ausgerüstet – viele trotzten den minus 6 Grad
während der Partie mit Decken, Pelzmützen, Hand- und
Fußwärmern oder gar Rettungsfolien. Doch auch der
Platz litt – und dummerweise war überdies ein Rohr
kaputt. Und so zog sich in der Nähe der Mittellinie ein
parallel verlaufender vereister Streifen von Auslinie
zu
Auslinie quer über den nagelneuen
Rasen. Dort hatte
die Rasenheizung ausgerechnet zur Eröffnung der neuen
grün-weißen Heimspielstätte den Dienst quittiert.
Doch auch der übrige Boden war bei Tiefstwerten von
minus 11 Grad an diesem Tag erstarrt. „Nicht einfach“
fand VfL-Trainer Wolfgang Wolf die Verhältnisse deshalb.
„Die Bälle wurden beim Aufspringen schnell, das ist dann
besonders schwierig, wenn du das Spiel machen willst“,
so der Ex-Coach weiter. Ein möglicher Grund, warum
auch die VfL-Elf erstarrte und schlussendlich das Eröffnungs
Spiel versiebte. Denn der VfB Stuttgart kam mit
den frostigen Bedingungen offensichtlich besser zurecht
– gewann die Partie des 17. Spieltags mit 2:1. Dabei
hatte es sich wohl jeder gewünscht, doch nur einem
war es vergönnt: Tomislav Maric erzielte bei der Frost-Eröffnung
das erste Tor im neuen Rund. So richtig freuen
konnte sich der Kroate angesichts der Niederlage darüber
jedoch nicht: „Historie,
Historie. Wie es aussieht, bin ich
immer der Mann für die Geschichtsbücher.“
Auch im vorangegangen
Dezember
hatte sich Maric einen Eintrag in
die Bundesliga-Chronik gesichert. Damals verabschiedete
sich der VfL-Stürmer mit seinem vierten Doppelpack in
Folge in die Winterpause. Dass er sich allerdings auch
2002 verewigte, lag vor allem daran, dass der damals
etatmäßige
Elfmeterschütze Stefan Effenberg ihm den
Vortritt am Punkt gewährte. „Ich hätte statt des Tores
lieber mit der Mannschaft auf Rang fünf überwintert“,
so Maric im Anschluss an das Spiel.
Tomislav Maric erzielt bei der Frost-Eröffnung das erste Tor im neuen Rund
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