habe ich das gar nicht so wahrgenommen.
Nach dem einzigen Stopp in Bayern sind
wir bis nach Budapest durchgefahren und
haben dort übernachtet. Das war wirklich
sehr schön.“ Unter den Mitreisenden zählte
Schneider, dessen Vater bis 1978 in der
Alten Herren des VfL Wolfsburg gespielt
hat, damals schon als Fortgeschrittener.
Seit dem Zweitligaaufstieg 1992 war er
regelmäßig mit dem Team unterwegs,
viele Jahre vorher hatte die Fankarriere
begonnen. Seine aktuelle Zahl an Auswärtsreisen
kalkuliert er auf „bestimmt über 300.“
DIE WEITESTEN AUTOREISEN ZU
VfL-SPIELEN IM EUROPAPOKAL*
SPIEL SAISON WETTBEWERB STRECKE IN KM
Rubin Kazan – VfL Wolfsburg 09/10 Europa League 2.856
FK Krasnodar – VfL Wolfsburg 14/15 Europa League 2.667
Sporting Lissabon – VfL Wolfsburg 14/15 Europa League 2.596
SC Braga – VfL Wolfsburg 08/09 UEFA-Cup 2.407
Atletico Madrid – VfL Wolfsburg 99/00 UEFA-Cup 2.135
Real Madrid – VfL Wolfsburg 15/16 Champions League 2.124
ZSKA Moskau – VfL Wolfsburg 09/10 + 15/16 Champions League 2.011 (2.015)**
FC Villarreal – VfL Wolfsburg 09/10 Europa League 1.969
Rapid Bukarest – VfL Wolfsburg 08/09 UEFA-Cup 1.806
Marek Dupniza – VfL Wolfsburg 03/04 UI-Cup 1.788
SSC Neapel – VfL Wolfsburg 14/15 Europa League 1.725
AC Perugia – VfL Wolfsburg 03/04 UI-Cup 1.393
Dinamo Minsk – VfL Wolfsburg 01/02 UI-Cup 1.305
FC Everton – VfL Wolfsburg 14/15 Europa League 1.269
Manchester United – VfL Wolfsburg 09/10 + 15/16 Champions League 1.249
VSC Debrecen – VfL Wolfsburg 99/00 UEFA-Cup 1.230
HNK Cibalia Vinkovci – VfL Wolfsburg 03/04 UI-Cup 1.152
Selbstverständlich deshalb, dass der damals
31-Jährige auch für das Rückspiel in Ungarns
200.000-Einwohner-Stadt
– angepfiffen
an einem Dienstagabend – gleich mehrere
Urlaubstage verbriet.
Taktischer Fehler beim Einstieg
Etwas Erholungsurlaub hätte Schneider,
der als Prüfstandsbediener bei Volkswagen
arbeitet, besser aber direkt mit einplanen
sollen. Denn die Euphorie über den Einzug
in die nächste Runde trug die Reisegruppe nicht über die
komplette Distanz. „Wir sind direkt nach Abpfiff in den Bus
gestiegen und ohne Übernachtung nonstop durchgefahren.“
Würstchen, Sandwiches, Buletten, deutsche Schlager und
ungezählte Kisten Bier – auf dem Hinweg war ein Stück weit
der Weg auch das Ziel gewesen. Als es nun durch die Nacht
zurück Richtung Wolfsburg ging, spürte manch ein Grün-
Weißer aber doch seine Knochen. Oder wie Schneider es
lächelnd formuliert: „Das war eine Tortur.“ In den engen Sitzen
Schlaf zu finden, das war selbst dem Reiseprofi kaum möglich.
Beim Einsteigen in den Bus hätte er sich besser anders
entschieden. „Einige hatten es sich einfach in den Mittelgang
gelegt. Zuerst haben wir die noch belächelt. Aber in Wahrheit
hatten sie die besten Plätze.“ Auch wenn sich sein Heimweg
somit zog wie ein Kaugummi: Gerade das Beschwerliche
der Reise hält Schneider rückblickend hoch. Debrecen, unter
diesem Stichwort hat er ein besonders kostbares grün-weißes
Erlebnis verbucht. „Bei wirklich jedem, der dabei war“, betont
er, „ist diese Fahrt in legendärer Erinnerung.“
Fan-Utensil mit Seltenheitswert
Ein Fußballspiel hat damals auch stattgefunden. Doch an
die 90 Minuten auf dem Platz erinnert sich der Zeitzeuge
kurioserweise
kaum. „Ich weiß nur noch, dass wir mächtig für
Stimmung
* Angegeben ist jeweils die Strecke zwischen den Spielstätten.
** Das Gruppenspiel in der Saison 2009/2010 fand im Olympiastadion Luschniki statt.
gesorgt haben. Über eine komplette Halbzeit haben
wir unsere Schlachtrufe durchgezogen. Und dann gab es noch
die Sache mit dem Trikot“, fügt Schneider an und berichtet, dass
er seinerzeit nicht nur Freizeit und Geld für die Grün-Weißen
geopfert, sondern auch den eigenen Hausfrieden aufs Spiel
gesetzt hat. „Nach Abpfiff wollten Debrecens Spieler die Trikots
tauschen, doch hatte der VfL wohl nicht genügend dabei.
Spontan habe ich deshalb einen Spieler zu mir geholt und ihm
mein nagelneues Trikot zum Tausch angeboten.“ Was Schneider
in dem Moment unterschätzte: Das VfL-Jersey hatte ihm seine
Freundin gerade zum Geburtstag geschenkt. „Zu Hause“, gibt
er lächelnd zu“, kam die Aktion nicht ganz so gut an.“ An seine
erste Europa-Tour als Wölfe-Fan besitzt er dafür nun ein umso
persönlicheres Erinnerungsstück. Denn das Matchworn-Trikot
des Ungarn hält er bis heute in Ehren. mg
Danke für die Unterstützung und viel Kraft für die Rückfahrt. Holger Ballwanz weiß,
was sich gehört.
Er hat es immer noch: Thomas Schneider mit seinem kostbaren Mitbringsel aus Debrecen.
Für sein verschenktes VfL-Trikot hatte er sich schnell nach der Heimkehr Ersatz besorgt.
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