Sportlich und menschlich für die Wölfe geeignet: Die Neuzugänge Joao Victor, Xaver Schlager,
Kevin Mbabu und Paulo Otavio (von rechts) auf der Fanbühne beim VfL-Familienfest.
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er sozialisiert ist, wie er sich selber sieht oder welche Ziele er
verfolgt. Um einschätzen zu können, ob all das mit unseren
Werten und Vorstellungen deckungsgleich oder wenigstens
ähnlich ist, halte ich es für wichtig, sich mit dem Menschen als
Ganzes zu befassen.
Gibt es denn überhaupt noch die romantische Idee, dass ein
Spieler über Jahre eine Mannschaft prägen und zum Idol
werden kann?
Schmadtke: Dass einer wie Uwe Seeler oder Charlie Körbel
dauerhaft im selben Klub spielt und auch nach der Karriere nur
mit diesem in Verbindung gebracht wird, das ist natürlich weniger
geworden. Vereinzelt, wenn auch weniger ausgeprägt, gibt es
das aber noch. Thomas Müller vom FC Bayern kann man da
nennen. Und auch wir haben mit Robin Knoche und Maximilian
Arnold zwei Aushängeschilder, die schon sehr lange hier sind und
die Region repräsentieren. Insofern ist der VfL Wolfsburg aktuell
dafür doch sogar ein guter Beleg.
In der Tabelle hat der VfL seit dem Bundesliga-Aufstieg eine
ziemlich wilde Fahrt hingelegt. Selbst wenn man erst in der
Meistersaison ansetzt, sind die Ausschläge zwischen Erfolgen
und Enttäuschungen heftig. Können Sie da verstehen, dass
manche Fans in der letzten Saison dem Braten noch nicht so
recht trauten?
Schmadtke: Ja, das kann ich verstehen. Wobei ich aber glaube,
dass die Wahrnehmung hier in der Region eine andere ist als
außerhalb. Bundesweit nimmt man uns als Verein wahr, der
seit 22 Jahren in der Bundesliga spielt und fester Bestandteil
ihrer Geschichte ist. Dieses Pendeln zwischen oben und unten
empfindet man als Fan intensiver, als es von außen in der
Gesamtbetrachtung aussieht. Trotzdem liegt es aber völlig auf
der Hand, dass eine Mannschaft nach zwei Mal Platz 16 in Folge
die Herzen ihrer Anhänger erst zurückgewinnen muss.
Spüren Sie die Sehnsucht nach einem organischen Wachstum?
Schmadtke: Ich spüre das, was es letztlich in jedem Klub gibt,
nämlich den Wunsch nach kontinuierlichem Erfolg. Man möchte
so erfolgreich wie möglich sein und das am besten auf Dauer.
Und jedes Jahr etwas mehr. Da geht es uns im Verein nicht
anders als den Fans.
An welcher Stelle der Fieberkurve sind wir denn jetzt
angekommen?
Schmadtke: Ich würde es mal Stabilisierungsphase auf
möglichst hohem Niveau nennen. Normalerweise dauert
nach einem Tief wie den zwei Relegationsjahren die Erholung
etwas länger. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn
es noch mal einen kleinen Rückschlag geben würde. Damit
meine ich keinen erneuten Abstiegskampf, sondern vielleicht
Gefilde unterhalb des oberen Drittels. Natürlich will man aber
als Verantwortlicher keine Ausschläge haben. Höher, schneller,
weiter – das ist immer die Devise. Wir sind Leistungssportler
und haben es in den Genen, ständig besser werden zu wollen.
Aber es gibt eben für alles natürliche Grenzen. Deshalb sage ich:
Wenn wir das, was wir im letzten Jahr geschafft haben, wiederholen
könnten, wäre das perfekt.
Was auffällt: Immer, wenn der VfL erfolgreich war, ging es
anschließend schnell wieder abwärts. Welche Fehler gilt es
jetzt zu vermeiden?
Schmadtke: Das sagen aber viele Fans über ihren Klub, im Grunde
kann man das überall feststellen außer bei Bayern München. Die
Wohltuend vereinstreu: Maximilian Arnold (25) und Robin Knoche (27) sind längst
überregionale grün-weiße Aushängeschilder.
Fast ohne Umbruch zehn Plätze vorwärtsgekommen: Geschäftsführer
Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer.
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