Hat die VfL-Verantwortlichen mit seiner Idee vom Fußball schnell überzeugt: Oliver Glasner mit seinem Trainerteam.
Wahrnehmung ist da manchmal etwas verschoben. Es gibt Jahre,
in denen man über seinen Möglichkeiten spielt. Und wenn die
Normalität wiederkehrt, empfindet man das als Enttäuschung.
Aber um auf die Frage zu antworten: Für uns ist es an dieser
Stelle wichtig, den sechsten Platz richtig einzuordnen. Diesen
Erfolg haben wir uns erkämpft und erspielt, weil wir vieles
richtiggemacht
haben und gleichzeitig andere Vereine weniger
stabil waren, als sie es sich erhofft hatten. Gemessen an
unserem Ziel, in der oberen Tabellenhälfte zu landen, haben wir
im letzten Jahr also überperformt. Landen wir in dieser Saison
wieder unter den ersten Neun, ist deshalb alles in Ordnung. Das
kann Platz fünf oder sechs bedeuten, muss es aber nicht.
Das klingt genügsam.
Schmadtke: Ich glaube, dass es für Wachstum eines stabilen
Fundaments bedarf. Und dafür braucht es Zeit. Man muss
nach schwachen Saisons nicht zwangsläufig alles über
Bord werfen und darf genauso aus einem guten Jahr keine
verkehrten Schlüsse ziehen. Deshalb muss man, damit ein
Erfolg kein einmaliger Ausreißer bleibt, manchmal auch etwas
gegenarbeiten.
Letzte Saison lag die Messlatte nach den mageren Vorjahren
niedrig. Jetzt ist es anders.
Schmadtke: Dass ein sechster Platz, dann noch mit einem
8:1 zum Abschluss, Erwartungen weckt, ist nur logisch und auch
völlig legitim. Als Fan möchte ich gerne jede Woche solche Spiele
sehen. Ich will unterhalten werden, Spaß haben, mich freuen
können mit den Kumpels in der Kurve. An Erfolgen muss man
sich hinterher immer messen lassen. Mal kann man sie bestätigen
und mal nicht. Aber klar ist natürlich auch: Wir werden mit allen
Mitteln versuchen, diese Messlatte wieder zu erreichen.
An den Neuzugängen des Sommers fiel auf, dass sie
verglichen mit früheren Transferperioden weniger bekannt
gewesen sind. Was sagt das aus?
Schmadtke: Erst mal nicht viel. Namen sind ja kein Garant für
Erfolg. Man muss immer zusehen, eine Einheit zusammenzustellen,
in die alle mit ihrer Individualität und ihren Macken
hineinpassen. Gleichzeitig müssen alle es hinbekommen, die
Ziele gemeinsam umzusetzen. Wie gut uns das gelungen ist,
wissen wir am Ende der Saison.
Losgelöst von der Transferpolitik steht das Duo Jörg
Schmadtke/Marcel Schäfer in der Berichterstattung
für einen Weg der neuen Vernunft. Wie kommt das bei
Ihnen an?
Schmadtke: Ich nehme das wahr und weiß es einzuordnen.
Solche Dinge resultieren ja in der Regel aus Vergleichen,
die aber nicht immer gut und angemessen sind. Es gibt zu
allen Zeiten gute Argumente für bestimmtes Handeln im
jeweiligen
Moment. Jeder agiert deshalb im besten Wissen
und tut das, was er gerade für richtig hält.
Trotzdem: Wie zutreffend ist diese Einschätzung von
außen?
Schmadtke: Was wir momentan machen, ist, dass wir kaufmännische
Gesetzmäßigkeiten beachten. Das halte ich für
völlig normal. Sicherlich spielt auch mit rein, in welchen Klubs
ich früher gespielt und gearbeitet habe. Ich war es immer
gewohnt, die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben
so auszutarieren, dass sie tolerierbar ist. Es mag also mit
Naturell und Sozialisierung zu tun haben, sowohl bei Marcel
als auch bei mir, und deshalb so wirken. Letztendlich reden
wir hier aber über eine absolute Grundvoraussetzung.
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