„SO FAMILIÄR WIE MÖGLICH“
Mit dem Konzept „Lebens.Wert“ hat die VfL-Fußball.Akademie einen eigenen pädagogischen Ansatz entwickelt, die Selbstverantwortung
ihrer Talente zu fördern und zu fordern. Das „Unter Wölfen Magazin“ sprach mit dem Sportlichen Leiter Pablo Thiam und
dem Administrativen Leiter Francisco Coppi über das innovative,
ganzheitliche Konzept, das sich an den Wünschen der jungen Kicker
orientiert und erst durch den engen gemeinsamen Austausch nachhaltig mit Leben gefüllt wird.
Der Weg vom Talent zum Berufsfußballer ist nicht nur mit vielen Anstrengungen, Entbehrungen und Zeitaufwand verbunden, er führt
auch nur für die wenigsten ganz nach oben in die höchsten beiden Spielklassen. Laut Studien sind es drei bis fünf Prozent der in Nachwuchsleistungszentren
geförderten Talente, die letztlich den Sprung in den Profifußball schaffen. Umso wichtiger ist es den Verantwortlichen
der VfL-Fußball.Akademie, ihren derzeit insgesamt 37 Internatsspielern und gut 20 in Wolfsburger Wohngemeinschaften
untergebrachten Jugendlichen eine Heimat zu bieten, in der jeder einzelne die Möglichkeit hat, sein individuelles Potenzial sowohl
auf als auch neben dem Platz voll und ganz auszuschöpfen – ein „zweites Zuhause“ eben. Mit dem Konzept „Lebens.Wert“ werden
dem VfL-Nachwuchs durch die Trainer und Mitarbeiter der Akademie, zu der unter anderem auch sieben Pädagogen und zwei Sportpsychologen
gehören, wertvolle Methoden für den weiteren Lebensweg vermittelt.
Pablo Thiam, Francisco Coppi, das neue Projekt „Lebens.Wert“
der VfL-Fußball.Akademie ist das Ergebnis Ihres ganzheitlichen
Ansatzes, ein Zuhause für die Nachwuchsspieler des VfL zu
schaffen. Was genau beinhaltet dieses „Zuhause“?
Pablo Thiam: Eigentlich ist es kein Projekt, sondern eher ein Gefühl,
dass wir hier in die Akademie hereinbringen wollen. Uns ist wichtig,
dass wir die Jungs nicht nur als Spieler ausbilden, sondern auch
als Menschen. Jörg Schmadtke, Marcel Schäfer und ich wissen
als ehemalige Profis, wie viele Sozialfälle der Fußball produziert.
Wir wissen, dass junge Spieler aufgrund der Gesamtentwicklung
oftmals so bemuttert werden, dass sie viele normale Dinge im
Leben gar nicht mehr bewältigen können oder wollen. Aber wir
tragen die Verantwortung angesichts der Tatsache, dass viele
Jungs 80 Prozent ihrer Zeit bei uns verbringen. Wir haben in einem
dynamischen
Prozess versucht, alle mit einzubeziehen bei verschiedenen
Fragestellungen: Was würdet ihr gerne wissen? Was würdet
ihr gerne lernen? Was braucht ihr, um ein gutes Akademie-Leben zu
haben? Was können wir für euch tun?
Francisco Coppi: „Lebens.Wert“ ist ja ein Ergebnis des Austausches
zwischen den Mannschaften und den Mitarbeitern, das macht es
so interessant. Es sind nicht irgendwelche Werte, die wir vorgeben,
sondern diese wurden in Workshops von der U15 bis zur U23 und
unter den Mitarbeitern gemeinschaftlich ausgearbeitet. Wir können
und wollen die Familie nicht ersetzen. Aber wir wollen so familiär
wie möglich sein. Jeder Spieler sollte sich hier so wohl wie möglich
fühlen. Dementsprechend kann er dann auch seine Leistung auf
dem Platz, in der Schule oder in der Ausbildung bringen. Deswegen
müssen wir die herausgearbeiteten Werte auch täglich leben.
66 | VfL-FUSSBALL.AKADEMIE