Klopp, Klopp, Klopp
Der Bundesliga-Spielplan hatte es so vorgesehen, dass
bereits zwei Wochen vor dem großen Kräftemessen in der
Hauptstadt die beiden Finalgegner am 33. Spieltag aufeinandertrafen.
In der Volkswagen Arena behielten die Wölfe
bei der Generalprobe schließlich die Oberhand. Daniel
Caligiuri brachte den VfL früh in Führung, Naldo sorgte nach
zwischenzeitlichem BVB-Ausgleich schließlich für den Siegtreffer.
Eins war den Wölfen jedoch bewusst: Das Ergebnis
war unbedeutend für das darauf anstehende Endspiel. Obendrein
sollte das Spiel besonders aus Dortmunder Sicht unter
einem ganz besonderen Stern stehen, immerhin war es das
letzte Spiel mit BVB-Coach Jürgen Klopp an der Seitenlinie.
Und so dominierte der Klopp-Abschied auch im Vorfeld des
Finales die mediale Berichterstattung. „Fast jede Frage nur zu
Jürgen Klopp und Dortmund. Dass er wegen seines letzten
Spiels mehr Aufmerksamkeit bekommt, ist doch logisch. Das
wird aber den beiden Mannschaften nicht gerecht“, so der
ehemalige Wölfe-Coach Dieter Hecking. Die Situation hatte
jedoch auch eine gute Seite, wie Hecking im Nachgang des
Endspiels berichtete: „Die Motivation wurde bei uns dadurch
nur noch weiter angeheizt.“
Hecking und der Naldo-Trick
Für die nächste kuriose Begebenheit sorgte Hecking dann
höchstpersönlich. Beim Abschlusstraining im Berliner
Olympia stadion waren alle Spieler dabei – auch Naldo. Dessen
Einsatz war allerdings vorher mit einem dicken Fragezeichen
versehen worden, plagten den Brasilianer doch bereits in
den Wochen zuvor Kniebeschwerden. Wie üblich bei Spielen
dieser Bedeutung durften auch die Medienvertreter und nicht
zum Stab gehörende Personen bei der finalen Einheit nur
15 Minuten lang zuschauen. Die Anwesenden beobachteten
dabei, wie der Wölfe-Abwehr chef die Einheit abbrechen
musste und sich anschließend das zuletzt lädierte Gelenk hielt.
Nach einem kurzen Gespräch mit dem Coach verließ Naldo
den Platz. Ein Täuschungsmanöver, wie sich im Nach hinein
herausstellte, denn nur wenige Minuten später stand der
Abwehrmann wieder auf dem Rasen. Dies jedoch bekamen
die meisten Berichterstatter und Beobachter nicht mehr zu
sehen, da der öffentliche Teil der Einheit beendet war.
Grün-weißer Fanstrom
Am kommenden Tag war es dann so weit: Während Naldo,
Schäfer, Benaglio und Co. sich zum Frühstück im Teamhotel
begaben, starteten am Wolfsburger Hauptbahnhof drei
Sonderzüge. Ihre Fracht war der zwölfte Mann, ein eminent
wichtiger Faktor für den späteren Finalerfolg. Nur ein Mangel
an verfügbaren Waggons bei der Deutschen Bahn stand einem
noch größeren Aufgebot im Weg. Daher wurde auch die A2
zu einer grün-weißen Schlagader – unzählige Fahrzeuge mit
Wölfe-Flaggen bestückt traten die knapp 230 Kilometer lange
Reise gen Osten an. Treffpunkt in Berlin war der Washingtonplatz
direkt vor dem Berliner Hauptbahnhof, der bis zum Start
des Bühnenprogramms prall gefüllt war mit Menschen, für die
der Sieger am Abend nur eine Farbkombination tragen konnte:
Grün und Weiß. Auf der Bühne am Washingtonplatz berichteten
Lena Goeßling und Alexandra Popp, wie es denn so ginge,
den Pokal nach Wolfsburg zu holen. Außerdem zeigten sich die
Helden von 1995 und wurden von der Menge bejubelt. Fast alle
Mitglieder der damaligen Zweitliga-Mannschaft, die sich erst im
Finale Borussia Mönchengladbach geschlagen geben musste,
waren auf Einladung des VfL Wolfsburg gekommen.
Das weiße Trikot mit dem grün-blauen V auf der Brust kommt speziell zum Finale mit
einem besonders emotionalen Extra daher: Auf Wunsch der Mannschaft befindet
sich über dem VfL-Logo ein grünes Herz mit einer weißen 19. Eine Erinnerung an
den im Januar zuvor tödlich verunglückten Teamkameraden Junior Malanda.
Nach Abpfiff feiert Dieter Hecking mit ungewohnter Kopfbedeckung: Das KING-Cap ist
ein Geschenk seines Sohnes. „Wenn man fünf Kinder hat, dann hat eines immer eine
dumme Idee“, so der Coach später, der aber auch gesteht: „Sie passt heute.“
Lesen Sie weiter auf Seite 117.
115
UNTER WÖLFEN MAGAZIN
JUBILÄUM |