Es gibt ein paar Regionen, Skandinavien zum Beispiel, wo es
witterungsbedingte Zwangspausen gibt. Konnten Sie sich bei
der Trainingssteuerung etwas von anderen Ländern oder Sportarten
abschauen?
Glasner: Ich kenne es sogar aus Österreich, dass man im Sommer
eine relativ kurze Pause hat, dafür im Winter eine längere. Es gibt
sehr viele unterschiedliche Wettbewerbsformen. Aber du weißt
normalerweise immer, wann es los geht. Wir planen eigentlich
so, dass wir vom Start des Wettbewerbs zurückrechnen. Ohne
Starttermin geht das nicht. Das war für die Trainingssteuerung
ungemein schwer. Anfangs hieß es, dass wir nach zwei Wochen
eventuell schon wieder spielen. Hinter vorgehaltener Hand hat
man eigentlich schon gewusst, dass der Termin nicht haltbar ist.
Trotzdem musst du dich vorbereiten, denn so lange nichts abgesagt
ist, musst du dich bereithalten. Das war auch für die Spieler
enorm schwierig.
Dazu kam, dass Sie vorwiegend nur an der körperlichen Fitness
arbeiten konnten. Mannschaftstaktische Einheiten waren lange
ausgeschlossen.
Glasner: Ganz genau. Anfangs konnten wir nur im körperlichen
Bereich trainieren. Später kam der technische Bereich dazu, aber
fast nur individuell oder in sehr kleinen Gruppen.
Konnten mit Videos Reize gesetzt werden, um das Spielverständnis
aufrecht zu erhalten?
Glasner: Das haben wir auch versucht. Wir haben für jeden
einzelnen Spieler Szenen zusammengeschnitten und diese mit ihm
besprochen. Wir haben in Gruppen, also den eingeteilten Trainingskleingruppen,
den Spielern Aufgaben gegeben, ausgesuchte Videos
zu diskutieren und im Anschluss mit uns zu besprechen. Als wir
dann wieder alle zusammenkommen durften, haben wir uns
über die mannschaftstaktischen Dinge unterhalten.
War es eine Herausforderung, die Motivation hochzuhalten?
Glasner: Es war so wie bei uns allen. Am Anfang waren alle sehr
bereit und offen dafür, die Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Und je länger der Ausnahmezustand angehalten hat, desto mehr
haben wir uns nach Normalität gesehnt – und sehnen uns immer
noch. In den ersten Wochen war es weniger ein Problem, auf
Dinge zu verzichten oder sich anders zu verhalten und so war es
auch beim Gruppentraining. Alle waren mit Eifer dabei, weil sie
froh waren, überhaupt etwas machen zu dürfen. Nach drei bis vier
Wochen ließen die Motivation und auch das Verständnis für die
Situation ein wenig nach. Um dem entgegenzusteuern, haben wir
fünf Tage freigegeben. Unterm Strich muss ich sagen, dass alle in
dieser Zeit toll mitgezogen haben, die Voraussetzungen und Bedingungen
rund um das Training in Kleingruppen optimal waren und
wir insgesamt gut durch diese schwere Zeit gekommen sind.
Nun wurde die Liga Mitte Mai wieder begonnen, aber von
Normalität war nichts zu spüren. Haben Sie sich an die Stimmung
in den leeren Stadien gewöhnt?
Glasner: Es ist sehr wichtig, dass wir spielen konnten und durften.
Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir einen anderen Job
suchen würde, wenn Fußball immer so ausschauen würde, wie
es nach dem Re-Start war. Mir fehlt da was. Ich mache den Job
als Fußballtrainer wahnsinnig gerne, die Arbeit mit den Spielern
und der Mannschaft macht mir großen Spaß. Aber wir alle lieben
vor allem auch den Wettkampf und die Atmosphäre. Daher hoffe
ich, dass die strengen Maßnahmen, die wichtig und richtig waren,
stückweise zurückgenommen werden können.
Die Corona-Pandemie beeinflusst die Arbeit des Trainers noch immer. Bei Medienterminen führt die Abstandsregelung zu ungewohnten Gesprächspositionen.
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