aber als es dann soweit war, war es doch ziemlich spontan. Ich
habe einfach nicht damit gerechnet, dass ich ein Tor schieße. Denn
eigentlich bin ich so ziemlich der torungefährlichste Spieler, den es
gibt. Und ich glaube, als Verteidiger weiß man nie so richtig, wie man
jubeln soll (lacht).
Das erscheint erstaunlich, da du deine Verteidigerrolle ja eigentlich
ziemlich offensiv interpretierst…
Marin: Das stimmt, aber es reicht eben meistens nicht für einen
Torabschluss. Assistieren kann ich vielleicht noch, aber es ist schon
komisch: Ich bin schon oft von hinten nach vorne durchgedribbelt,
aber der letzte Schritt fehlte immer.
Gab es Reaktionen aus deiner Heimat?
Marin: Auf jeden Fall. Die Jungs waren alle stolz, alle haben mir
geschrieben und gratuliert. Mein WhatsApp war voll. Ich habe so
viele Nachrichten bekommen, wie ich sie noch nicht mal an meinem
Geburtstag erhalte.
In Salzburg trugst du auch die Rückennummer 34. Warum läufst du
beim VfL mit der 22 auf?
Marin: Die 34 war leider nicht frei, die trägt Marvin Stefaniak, der
an Fürth ausgeliehen ist. Aber ich hoffe sehr, dass sie irgendwann
mir gehört.
Deine Glückszahl ist auch Teil deines Instagram- Namens
marinloco34, ebenso wie das spanische Wort für „verrückt“.
Würdest du dich als positiv Verrückten beschreiben?
Marin: Zunächst einmal ist es mir wichtig zu sagen, dass Instagram
für mich persönlich keine so wichtige Rolle spielt. Ich wollte nie eines
dieser klassischen Fußballprofile haben und nach jedem Bild Spiel-
szenen posten und darunter „Hart erkämpfter Punkt“ oder ähnliches
schreiben. Das bin nicht ich, das wäre einfach nicht authentisch.
Deswegen hatte ich bisher auch noch nie Fußballbilder gepostet.
Nach dem Dortmund-Spiel habe ich dann doch mal eines rausgehauen.
Einfach weil es ein gutes gab mit Erling Haaland, meinem
alten Kumpel aus Salzburger Zeiten. „Loco“ haben mich meine
Jungs genannt, mit denen ich aufgewachsen bin. Viele von ihnen
beschreiben mich als positiv Verrückten, ja. Es gab einen Rapper, der
mir gefallen hat, der sich so genannt hatte. Zudem heißt mein Lieblingsfilm
„Vatos Locos – Blood in Blood out“. Da dachte ich mir: Okay,
dann mach ich mal auf „loco“, das hört sich nicht schlecht an (lacht).
Du bist ebenfalls bekannt dafür, auf dem Platz für einen Innenverteidiger
ungewöhnliche Dinge zu tun, so auch mal ein risikobehaftetes
Dribbling aus dem eigenen Strafraum heraus zu wagen. Sagt
dir der Name Lucio noch etwas? Und ist er so etwas wie ein Vorbild?
Marin: Aber klar. Ich wurde und werde tatsächlich oft mit ihm
ver glichen, was diese Vorstöße angeht. Als ich klein war, war ich
allerdings großer Ronaldinho-Fan. Später dann auch von Messi
in seiner frühen Zeit. Deswegen war ich auch von Tag eins an
großer Barcelona-Fan. Ich habe Barca immer geliebt. Aber auch
Zlatan Ibrahimovic war ein Idol für mich. Seine Autobio graphie
war bislang wohl das einzige Buch, das ich in meinem Leben
komplett gelesen habe.
Und dein WhatsApp-Profil zeigt eine riesige Zeichnung von Diego
Maradona auf einer neapolitanischen Hauswand…
Marin: Das war natürlich weit vor meiner Zeit, aber das Bild
finde ich überragend. Es drückt vor allem ja auch den Status
aus, den Maradona dort genoss. Ich mag Napoli sehr – als
Stadt und als Fußballverein.
„Positiv reingegangen und irgendwann belohnt“: Turbulente Wochen liegen zwischen Pongracis erster Trainingseinheit und dem Hinrundenfazit.
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