Rückkehr beim Schulstart
Vier Monate nach dem schnellen Rückzug blicken Sebastian
Pede, der Pädagogische Leiter der Akademie, und Kollege
Dennis Konscholke immer noch ungläubig auf den Stillstand
zurück. Pede: „Wir haben echt holterdiepolter die
Zelte abgebrochen und die Jungs wurden von ihren Eltern
abgeholt. Dann war hier erst einmal ‚Still ruht der See‘
angesagt, bis die Schule langsam wieder angelaufen ist.
Zuerst sind die Abschlussklassen wieder eingestiegen, kurze
Zeit später kamen die älteren Jahrgänge im Gymnasium
dazu.“ Die Spieler, die zu Hause wohnen, blieben dort über
die gesamte Zeit. Schulaufgaben wurden zu Hause erledigt,
trainiert wurde per Video Call. „Die Jungs hatten auch ihre
Laufgurte mit und mussten die Daten dann hochladen.
Die Rehatrainer und Physios haben ihnen Übungen mitgegeben,
die sie absolvieren mussten. Wir haben probiert,
das irgendwie aufzufangen. Aber natürlich hat das nicht
ansatzweise den gleichen Effekt wie ein Mannschaftstraining
mit Zweikämpfen und Körperkontakt“, erklärt Pede.
Mit der schrittweisen Rückkehr der Internatsspieler wurde
dann auch teilweise auf dem Platz trainiert – aber nur unter
strikter Einhaltung der Hygienevorschriften, mit Mindestabstand
und in kleinen Gruppen, die nur aus Spielern
bestanden, die im Internat oder in einer Spieler-WG untergebracht
waren. Später durften auch die verletzten Jungwölfe,
die zu Hause wohnen, in die Akademie kommen, um
ihr Reha-Programm vor Ort fortzusetzen.
Verantwortung bewusst machen
Zwischen 22 und 25 Spieler – normalerweise sind es 37 –
wohnten während der Corona-Pause in der Akademie, in
der der Alltag der jungen Grün-Weißen sich stark veränderte
im Vergleich zur pandemiefreien Zeit. Und das aus
gutem Grund, denn „der Worst Case wäre gewesen, wenn
wir alle in Quarantäne hätten gehen müssen. Das wollten
wir uns allen ersparen. Denn mit einer Menge pubertierender
Jungs über einen langen Zeitraum auf kleinstem
Raum zu sein – das wünscht sich keiner“, lacht Pede, der
mit seinen Kollegen alle Hebel daransetzte, die Ansteckungsgefahr
so gering wie möglich zu halten. Was dafür
am nötigsten war? Aufklärung. „Die Jungs halten sich
teilweise für unsterblich. Die Brisanz, die eine Pandemie
mit sich bringt und die Erwachsene verstehen können, ist
bei den Jugendlichen nicht unbedingt angekommen. Da
waren wir Pädagogen gefragt. Wir haben immer wieder
das Gespräch mit den Jungs gesucht und haben versucht,
ihnen ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen
klarzumachen“, so Pede. Doch Bewusstsein reichte
in dieser schwierigen Situation nicht aus. Maßnahmen
mussten her. Vom richtigen Händewaschen bis zum
Verhalten im Speisesaal und in den Aufenthaltsräumen
– hier wurde nichts dem Zufall überlassen. „Wir haben
die Spieler abends vergattert. Sie durften nicht mehr in
großen Gruppen rausgehen, sondern immer nur so, wie es
die gesetz lichen Vorgaben erlaubten“, sagt Pede und sein
Kollege Konscholke ergänzt: „Es gab auch ein Besucherverbot,
es durften keine Externen das Gebäude betreten.
Der Speisesaal wurde umgebaut. Jeder zweiter Stuhl
wurde rausgenommen, damit die Abstände eingehalten
werden konnten. Die Essensausgabe findet auch nur noch
über das Küchenpersonal statt, vorher konnten sich die
Spieler am Buffet selbst bedienen.“
Die Akademie-Pädagogen Violetta Schlötzer, Sebastian Pede, Jasmin Kitzing und Dennis Konscholke (v.l.) schafften in vielen Gesprächen bei den Internats- und
WG-Spielern ein Bewusstsein für die Brisanz der Corona-Pandemie.
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