VON DER DDR IN DIE BUNDESLIGA
DIE BEWEGTE KARRIERELAUFBAHN DES ZUKÜNFTIGEN
U23-COACHES HENNING BÜRGER
Den Sprung in die Bundesliga zu schaffen, das war der große Traum vieler Kicker in der DDR. Henning Bürger, U19-Chefcoach
der Wölfe der vergangenen und U23-Cheftrainer der kommenden Saison, lebte ihn. Der im thüringischen Zeulenroda
geborene damalige Mittelfeldspieler setzte sich 1989 nach einem kurzen Abstecher zum DDR-Ligisten Wismut Gera beim
FC Carl Zeiss Jena durch, gelangte so in die Ost-Olympiaauswahl und rückte damit in den Blickpunkt großer Westvereine.
Es folgten Verträge bei namhaften Klubs, unter anderem beim FC Schalke 04, beim 1. FC Nürnberg, beim FC St. Pauli, aber
der heute 50-Jährige stieg in seiner aktiven Fußballerkarriere auch sechsmal ab. Vom Studienabbruch bis zur Bundesliga,
vom Karriereende bis zum Wölfe-Coach – die Laufbahn vom neuen Cheftrainer der VfL-Zweitvertretung im Überblick.
Fußballkarriere statt Studium
In seiner thüringischen Heimatstadt begann Bürger 1976 bei Motor
Zeulenroda mit dem vereinsmäßigen Kicken. Über die Kreis- und
Bezirksauswahl gelangte er 1984 zum Schwerpunktklub Carl Zeiss
Jena. Bürger: „Allerdings war es so, dass ich zwei Jahre später
als in der DDR üblich auf die KJS wechselte. Meine Eltern wollten
nicht, dass ich so zeitig von zu Hause weggehe.“ In Jena beendete
er sein Abitur und begann anschließend nebenbei an der
DHfK ein Studium zum Diplomsportlehrer, das er zur Wendezeit
abbrach. Nach ersten Einsätzen in der Jenaer Reservemannschaft
1987/1988 wurde er nach Gera delegiert, wo er sich gut ent -
wickelte, um so nach einem halben Jahr nach Jena zurückgeholtzu
werden. Ab Winter 1989 entwickelte er sich bei Carl Zeiss zur
Stammkraft. Er erinnert sich: „Ich habe die komplette DDR-Fußballerausbildung
mitgemacht, die mich geprägt hat. Der Trainingsumfang
war groß und hart. Das hat mir für später geholfen.“
1991 klopfte der FC Schalke an die Tür. Bürger: „Das war schon
eine aufregende Zeit für uns alle damals mit der Möglichkeit, in
die Bundesliga zu wechseln.“ In Gelsenkirchen hatte er es aber
schwer und kam nur auf fünf Bundesliga-Spiele. Er hatte solch
etablierte Spieler wie Ingo Anderbrügge vor sich, an denen er nicht
vorbeikam. So war es besser, schon nach einem Jahr den Verein
zu wechseln. Liga-Konkurrent Saarbrücken verpflichtete ihn, wo er
sich prompt durchsetzte, aber gleich abstieg. 1995 ging es mit
dem 1. FCS sogar in die Regionalliga. Rückblickend stellt Bürger
fest, dass er zu lange in Saarbrücken geblieben war.
Durchmarsch mit dem Club
Die ebenfalls in die dritte Liga abgerutschten Nürnberger vermeldeten
ihn im Sommer 1996 als Neuzugang, woraufhin ihm
anschließend mit dem Club der Durchmarsch in die Bundesliga
gelang. Zurück in der Bundesliga erlebte der Thüringer gleich vier
Trainer: Felix Magath, Willi Reimann, Thomas Brunner und Friedel
Rausch. Bei Letzterem bekam er keine Chance mehr, so dass er das
dramatische Saisonfinale (1:2 gegen Freiburg) von der Tribüne aus
verfolgen musste. Für ihn war es nach dem Nürnberger Abstieg
besser, den Verein zu verlassen. Bürger: „Zum einen wurde mein
Vertrag nicht verlängert. Zum anderen gab es die Probleme mit
Coach Rausch.“ In St. Pauli hatte der Mittelfeldspieler keinen guten
Start. Von September 1999 bis kurz vor Saisonende fiel er aus. Die
Achillessehne war verkalkt und eine Operation notwendig. Umso
stärker präsentierte sich der Neuzugang eine Saison später, die
zur Krönung mit dem Bundesliga-Aufstieg endete. „Das war wohl
mein bestes Jahr als Profi.“ In der Beletage des deutschen Fußballs
bestach Bürger in der Spielzeit 2001/2002 mit guten Darbietungen.
Doch leider schaffte er es mit der Mannschaft nicht, die
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