Toleranz in die Wiege gelegt
Die anderen beiden Vielfaltsbotschafterinnen und Nilla-
Fischer-Nachfolgerinnen sind bereits Teil eines Dreierbündnisses:
des grün-weißen Kapitäninnen-Trios. Eine davon
ist – neben Almuth Schult – Alexandra Popp, die seit
2012 das VfL-Trikot trägt und somit bei allen Titelgewinnen
dabei war. Die 29-Jährige ist ein „Kind des Ruhrgebiets“ –
und durchaus stolz auf ihre Herkunft. In keiner anderen
Region Deutschlands funktioniert das Nebeneinander von
Kulturen und Religionen bereits so lange. Überhaupt war
man in Nordrhein-Westfalen immer schon einen Schritt
weiter: Hier wurde 2005 das erste Ministerium für Generationen,
Familie, Frauen und Integration in einem deutschen
Bundesland geschaffen. Und schon in der 80er Jahren wurde
an Rhein und Ruhr eine aus damaliger Sicht ungewöhnlich
liberale Ausländerpolitik betrieben. Kein Wunder, dass auch
Popp Toleranz gegenüber anderen Nationen, Kulturen und
Religionen quasi in die Wiege gelegt wurde. „Kein Mensch
ist weniger oder mehr wert, wir sind alle gleich“, betont die
Spielführerin der Nationalmannschaft, die sich auf ihre Rolle
als Vielfaltsbotschafterin des VfL Wolfsburg freut. „Ich glaube,
wir drei sind als Typen sehr unterschiedlich und setzen mög -
licherweise unterschiedliche Schwerpunkte“, so Popp. „Aber
genau das macht unser Trio aus!“
Popp fordert mehr Gleichberechtigung
Eine klare Meinung hat Popp auch zum Thema Gleichberechtigung
zwischen Männern und Frauen. „Frauen wird in
der Gesellschaft immer noch zu wenig zugetraut“, glaubt die
Olympiasiegerin, der 2011 der Verdienstorden des Landes
Nordrhein-Westfalen verliehen wurde. Passenderweise von
einer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die Popps These
nur auf den ersten Blick zu widersprechen scheint. Tatsächlich
sind Frauen in Politik und Wirtschaft nach wie vor
unterrepräsentiert, wie Statistiken belegen. Und im Fußball?
„Da sieht es ja noch schlimmer aus“, nimmt Popp kein
Blatt vor den Mund. „Besonders wenn man in die Männer-
Bundesliga schaut.“ In Bayerns Teammanagerin Kathleen
Krüger sowie Dortmunds Physio therapeutin Swantje
Thomßen fallen ihr spontan zwei Frauen ein, die sich im
sportlichen „Inner Circle“ eines Klubs durchgesetzt haben –
andere administrative Geschäftsbereiche nicht berücksichtigt.
„Dabei hat Kompetenz doch nichts mit dem Geschlecht
zu tun“, spricht Popp eigentlich Selbstverständliches aus.
Und wie steht sie zu einer Frauenquote? „Wenn es überall
nur nach Qualität gehen würde, bräuchte man keine Quote.“
Starke Worte einer starken Persönlichkeit. Und einer
starken VfL-Vielfaltsbotschafterin.
Vielfalt der Sportarten
Die dritte Spielerin im neuen Regenbogen-Bunde kennt
Nilla Fischer wohl am allerbesten: Almuth Schult hat sich
mit „Fischi“ nicht nur jahrelang ein Zimmer auf Auswärtsreisen
und Trainingslagern geteilt. Beide verbindet auch eine
Freundschaft, die Fischers Abschied vom VfL Wolfsburg
überdauert hat. Was ihr Engagement für Vielfalt und konkret
gegen Homophobie betreffe, sei die ehemalige Team- und
Zimmerkollegin ein Vorbild geworden, betont Schult. In ihrer
Rolle als Vielfaltsbotschafterin wolle die Torhüterin, die Ende
April Mutter von Zwillingen wurde, aber auch vielfältige
Akzente setzen. Und dabei nimmt sie auch die Vielfalt des
Sports ins Visier. Mit ihrem Kampf um stärkere Anerkennung
Sie hat bereits Routine in Dreier-Bündnissen: Alexandra Popp ist seit 2019 Teil des Wolfsburger Kapitäninnen-Trios und jetzt auch eine von drei VfL-Vielfaltsbotschafterinnen.
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