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Unter Woelfen | Ausgabe 13 | Saison 2016/2017

„Wenn wir mit 30 eigenen Toren die Saison beenden, dann sind wir immer noch da unten. Es müssen Tore geschossen werden – und ich muss dafür sorgen, dass wir das hinkriegen.“ Spielmacher | 39 Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite. So richtig in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit sind Sie 2011 gerückt, als Sie nach Louis van Gaal dortiger Interimscoach wurden und mit den Bayern mit vier Siegen in fünf Spielen noch die Champions-League-Qualifikation erreichen konnten. War das eine besondere Bestätigung für Sie persönlich? Jonker: (überlegt lange) Nein. die Anfrage kam von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, kurz nach der Entlassung von Louis noch am selben Tag. Ich habe mich sehr lange mit Louis und meiner Frau darüber ausgetauscht, ob ich das machen solle. Es war dieses Mal anders als in Barcelona. Als er dort entlassen wurde, wollte mich Barcelona unbedingt halten und hat mir tolle Angebote gemacht – ich hätte bei der A-Mannschaft bleiben, zur B-Mannschaft gehen können oder in den Jugendbereich. Das kam damals für mich nicht in Frage. Ich habe gesagt: Wenn sie Louis entlassen, dann gehe ich auch. Auch wenn ich dadurch vielleicht auf vieles verzichtet habe, habe ich das nie bereut. Dabei ging es Ihnen um Loyalität? Jonker: Genau, Louis konnte nichts für die Situation bei Barcelona. Bei Bayern war es dann ein bisschen anders. Da habe ich mich sehr lange mit ihm unterhalten und da hat er zu mir gesagt: Wenn ich du wäre, dann würde ich das hier jetzt übernehmen. Das habe ich gemacht. Ich wusste, wir haben eine überragende Mannschaft. Ich hatte einen sehr guten Draht zu den Spielern. Es wurde vorher alles mit den Spielern abgeklärt, ob sie mich wollen. Und das wollten sie. Zum damaligen Bayern-Team gehörte auch Mario Gomez, der unter Ihnen dann mit acht Treffern in fünf Spielen sehr erfolgreich war. Haben Sie zu Mario eine besondere Beziehung? Jonker: Es gibt viele Spieler, zu denen ich eine besondere Beziehung habe – auch zu Mario. Im ersten Jahr, nachdem er aus Stuttgart kam, hatten wir mit Luca Toni, Miroslav Klose, Ivica Olic und Gomez vier Sturmspitzen für zwei Plätze. Wir wollten eigentlich 4-4-2 spielen, haben uns dann aber für ein 4-3-3 entschieden, dadurch gab es nur noch einen Platz. Toni ist dann zwar gegangen, aber es blieben immer noch drei Spieler übrig. Klose und Olic waren überragend, Gomez musste richtig kämpfen mit dem Niveau. Nach jedem Spiel hat er mit den anderen Ersatzspielern trainieren müssen. Louis hat es im Training nach dem Spiel immer so gemacht, dass die Besseren orangene Leibchen bekommen und mit Hermann Gerland trainiert haben. Die weniger guten erhielten blaue Leibchen und waren in meiner Trainingsgruppe. Damit haben wir sie angestachelt. Mario hat immer wahnsinnig hart gearbeitet, hat gekämpft und ich habe ihn ermutigt, nicht aufzugeben. Im ersten Jahr war Olic eindeutig der Topstürmer der Bayern, aber im zweiten Jahr war es dann Mario. Da ist er dann Torschützenkönig geworden und im letzten Saisonspiel gegen Stuttgart in der Allianz Arena habe ich ihm in der 85. Minute einen Wechsel nur für das Publikum gegeben. Wir wurden zusammen Meister, Pokalsieger, standen im Champions-League-Finale, haben den Supercup gewonnen. Natürlich entwickelt sich da ein Draht. Aber den habe ich auch zu Luiz Gustavo oder anderen Wolfsburger Spielern. Dann sind als Co-Trainer von Felix Magath nach Wolfsburg gekommen. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? Jonker: Ich hatte mich entschieden, die Bayern zu verlassen und da hatte ich dann zwei Optionen. Die eine war Arsenal, wo ich schon im Gespräch war. Dann hat sich Felix gemeldet, ob ich nicht interessiert wäre, nach Wolfsburg zu wechseln. Damit hat er mich komplett überrascht. Ich kannte ihn nicht, aber seine Arbeitsweise. Ich habe ihn gefragt, warum er denn ausgerechnet mich will. Er sagte, er habe gehört, ich hätte Ahnung von Fußball, könne einen Draht zu den Spielern aufbauen und auch gut analysieren. Dann hat er mir ein sehr gutes, langfristiges Angebot gemacht und ich habe mich für Wolfsburg und gegen Arsenal entschieden. Unter Wölfen


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