70_71_unterwoelfen_15

Unter Woelfen | Ausgabe 15 | Saison 2016/2017

VfL Campus: „Woanders hätte sich falsch angefühlt“ Josephin Elisabeth Fender absolviert den Bachelor in Business Administration Ein ganz besonderes Kleid für ganz besondere Anlässe – Josi eingerahmt von den U23-Spielern des VfL: Robert Herrmann, Sebastian Wimmer und Torwart Alexander Brunst (v.l.). Sie spricht leise, gewählt, drückt sich bedacht aus. Dabei leuchten die Augen, wenn sie über den VfL Wolfsburg spricht. Wenn Josephin Elisabeth Fender über ihren VfL spricht. Als der Papa das erste Mal mit ihr nach Wolfsburg fährt, ist Josi elf Jahre. Sie verliebt sich auf den ersten Blick in die Stadt. Bald folgt ein Stadionbesuch und die grün-weiße Leidenschaft packt die heute 19-Jährige. Ein junges Mädchen aus der Lüneburger Heide. Mit ihrer Familie lebt sie in der 8.000-Einwohner-Gemeinde Hermannsburg, hat eine unbekümmerte Kindheit, in der sie Kaninchen züchtet. Ihre Eltern haben mit Fußball nur wenig Berührungspunkte. Daher sind Live-Spiele selten möglich. Über die Medien verfolgt Josephin Elisabeth die Begegnungen der Wölfe und fängt an, sich auch für die zweite Mannschaft zu interessieren. Sechs Jahre vergehen, bis sie endlich eine Dauerkarte besitzt. Mit 17 steht sind in der Nordkurve, Block 7. Ihre Liebe zu Grün-Weiß ist nicht mehr zurückhaltend, sondern voller Hingabe. Sie besucht nahezu alle Heimspiele der Profis und U23, hier ist sie selbst auswärts fast immer dabei und fiebert mit den Nachwuchstalenten. Auch beim Handball und Eishockey fühlt sie sich wohl und drückt den Sportlern aus Wolfsburg stets die Daumen. Studium und Fußball verbinden In Hermannsburg, eher Dorf als Stadt, besucht Josephin Elisabeth das Christian-Gymnasium. Ihr Abitur macht sie mit links. Zum Abschlussball näht ihr die Mutter ein Kleid im VfL-Design – in den Farben des Auswärtstrikots. In diesem Outfit gibt es außerdem Bilder mit der Meisterschale, mit Spielern der U23 – immer lächelt sie. Wohin führt nach der Schule der weitere Lebensweg? Eine Ausbildung soll es sein. Bewerbungen als Verwaltungsfachangestellte folgen. Überqualifiziert. Keine Berufserfahrung. In den Unterlagen ein Schülerpraktikum beim VfL, Abteilung Clubs. Ein Job bei ihrem Lieblingsverein ist der große Traum. Er scheint unmöglich. Doch der Bundesligist erweitert sein Bildungsangebot und begibt sich auf neues, verantwortungsvolles Terrain. Mit dem Wintersemester 2015/2016 öffnet der VfL Campus seine Türen für Studierende. Ein Wink des Schicksals. Der Familienrat kommt zusammen. Eine einmalige Chance. Diese auch finanziell zu ermöglichen, erfordert von der jungen Abiturientin viel Selbstdisziplin. Mit einem Nebenjob als Kassiererin steuert sie ihren Teil der Finanzierung bei. Bis 21 Uhr arbeitet sie im Supermarkt und ist stolz, zu den ersten Studentinnen des VfL Campus zu gehören. Josephin Elisabeth Fender ist jetzt nicht mehr nur Fan. Mit dem Bachelor-of-Business-Administration-Studium bekommt die 19-Jährige tiefe Einblicke in die Struktur des Meisters von 2009. „Ein Studium in einer anderen Stadt oder Universität hätte sich falsch angefühlt“, sagt die junge Frau voller Überzeugung. Zudem sind die Inhalte des VfL Campus ihr auf den Leib geschneidert. Fußball ist alles. Doch jetzt geht es nicht mehr nur um Sieg oder Niederlage, sondern auch um wirtschaftliche Entschei-


Unter Woelfen | Ausgabe 15 | Saison 2016/2017
To see the actual publication please follow the link above