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Unter Woelfen | Ausgabe 1 | Saison 2016/2017

Was macht dich so zuversichtlich, dass ihr gemeinsam die Rückkehr in den europäischen Fußball schafft? Im Fußball geht es immer rauf und runter. Bis auf Bayern und Dortmund, die wirklich konstant oben sind, erleben die anderen Teams immer ein Auf und Ab. Die Mannschaft hat vor zwei Jahren mit der Vizemeisterschaft und dem Pokalsieg gezeigt, dass sie oben mitspielen kann und eigentlich auch aufgrund des Kaders mitspielen muss. Durch fehlende Erfahrung gibt es aber auch immer SPIELMACHER | 31 „ES IST NICHT SO WICHTIG, OB ICH 15, 20 ODER GAR 25 TORE SCHIESSE, SOLANGE WIR DIE ZIELE ERREICHEN.“ mal Jahre, in denen es nicht läuft, so wie letztes Jahr. Ich sehe ohne Emotionen die nackten Fakten – das ist die Mannschaft. Außer mit Bayern und Dortmund können wir mit jedem mithalten. Das Niveau im Training und der Start mit zwei Siegen waren schon einmal sehr gut. Die Ziele mit der Mannschaft sind also ganz klar definiert, aber hast du dir auch persönliche Zielsetzungen gesteckt? Ich weiß, es sollte als Stürmer so sein. Ich will natürlich so oft wie möglich treffen, das gibt einem Stürmer auch Sicherheit. Aber ich habe auch da einen großen Schritt gemacht, es ist mir gar nicht so wichtig, wie meine persönliche Spielzeit läuft. Ich weiß, wenn ich eine gute Saison spiele und die Mannschaft das auch tut, werden wir unsere Ziele erreichen. Da ist es nicht so wichtig, ob ich 15, 20 oder gar 25 Tore schieße, solange wir die Ziele erreichen. Der Rummel um deine Person im Zuge des Wechsels war ziemlich groß. Wie gehst du mit der damit verbundenen Erwartungshaltung um? Egal wie groß der Empfang war, bei jedem Spieler wird erwartet, dass er funktioniert. Im Fußball gibt es Transfers, die funktionieren und welche, die nicht funktionieren. Aber um so etwas mache ich mir keine Gedanken. Wenn ich fit bin, werde ich der Mannschaft auch weiterhelfen können. Ich sehe mich heute auch weiter als vor drei oder vier Jahren. Wenn ich den Fußball genieße und in einer Mannschaft spiele, die gewinnen will - und genau das sehe ich im Training - dann kommen auch die Ergebnisse und die persönliche Leistung. Der Fußball hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Viele Spitzenteams spielen mit einer Ballbesitzphilosophie und man vermisst häufig das Spiel mit einem klassischen Mittelstürmer, wie du einer bist. Wie stehst du dazu und welcher Stil schwebt dir vor? Der klassische Mittelstürmer schließt Ballbesitz nicht aus. Das sage ich auch meinen Mitspielern, denn Ballbesitz ist extrem wichtig. Wenn man dauernd den Ball hergibt und nur hinterherläuft, macht das nicht nur müde, sondern auch keinen Spaß. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht trotzdem schnell umschaltet. Nichtsdestotrotz müssen wir von hinten heraus mit Ballkontrolle und Ruhe spielen. Das hat aber nicht viel mit dem Mittelstürmer zu tun. Wenn man nur den Ball hergibt und anschließend versucht, den Gegner zu attackieren, dann ist man nach 30 Minuten am Ende. Es ist immer ein Mix aus beidem, der auch von den Qualitäten und Spielertypen der Mannschaft abhängig ist. Wir haben beim VfL im Mittelfeld und der Abwehr Spieler, die mit dem Ball umgehen können. Wir brauchen Ruhe am Ball und müssen einen gepflegten Pass spielen, aber auch den Rhythmus wechseln. Ist es ein Nachteil, wenn du während der 90 Minuten nicht so oft am Ball bist oder spielt das keine Rolle? Das ist mir eigentlich nicht wichtig. Wenn es so läuft, wie wir es uns vorstellen, ist es nicht wichtig, wer den Ball hat, sondern nur, dass wir den Ball haben. Man hat bei der Europameisterschaft in Frankreich gesehen: Der Job des Mittelstürmers ist nicht nur, den Ball zu haben, sondern auch Räume zu schaffen. Nicht nur wer den Ball hat, macht etwas im Fußball. Das ganze Gebilde ist entscheidend. Mit all den schnellen, quirligen und talentierten Außenspielern muss man Wege und Mittel finden, um Platz zu schaffen – das ist auch die Aufgabe eines Mittelstürmers. Das alles in Kombination mit Abschlussaktionen, wenn der Stürmer ins Spiel kommt, ist entscheidend. Die Rolle ist nicht zu wichtig, sie ist ein Teil von der gesamten Elf. Ich finde die Diskussion um den Mittelstürmer viel zu dramatisch. UNTER WÖLFEN


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