„Mein Freund ist Ausländer“ anstelle des Sponsors: Einmalig räumen alle Bundesligisten im Zuge der DFB-Kampagne 1992 ihre Brustflächen frei.
LEITWOLF | 21
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steht, in Deutschland möglich sind. Zum anderen war ich
erschrocken
zu sehen, dass Leute der bürgerlichen Mitte
trotzdem zähneknirschend mitmarschieren. Das ist das
Gefährliche daran.
Im Unterschied zu den frühen 90ern gibt es im Bundestag
heute eine offen fremdenfeindliche Partei, die immer
stärkeren
Zulauf erhält.
Schmadtke: Wenn man die politischen Diskussionen verfolgt
und gut zuhört, wenn AfD-Vertreter sich äußern, dann
muss man sich über den großen Zuspruch sehr wundern.
In meinen
Augen ist diese Partei nicht wählbar. Dass so
viele Leute es trotzdem tun, ist ein alarmierendes Zeichen
für unseren Umgang miteinander. Allerdings gibt es auch
Gründe für diese Entwicklung, die zum Teil im Verhalten
des politischen Establishments zu finden sind. Wenn man
erst gar keine Regierungsbildung hinbekommt und dann,
wenn die Koalition endlich im Amt ist, fast pausenlos über
ihr Auseinanderbrechen
diskutiert werden muss, dann ist
das nicht gut. Außerdem bin ich überzeugt, dass man sich
mit der AfD sachlich auseinandersetzen muss…
… und genauso auch mit ihren Wählern?
Schmadtke: Sicher, mit den Menschen in erster Linie. Man
muss fragen: Was wollt ihr eigentlich? Welche Sorgen
treiben
euch um? Wie können wir euch wieder zurückholen?
Es ist wichtig, auf die Leute zuzugehen und ihnen
das Gefühl zu geben, dass man sich um sie kümmert.
Wenn man im Ausland um neue Spieler wirbt: Wird
man auf die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland
angesprochen?
Schmadtke: Bislang kam das nicht vor. Und ich glaube auch
nicht, dass andere Kollegen das erleben. Es mag einzelne
Regionen
geben, in denen man als Ausländer womöglich
auf der Straße angefeindet wird. Das gibt es aber, so bitter
es auch ist, auf der ganzen Welt. Wir sind insgesamt ein
sicheres Land und leben in einem Sozialstaat, der davon
geprägt ist, Schwächeren
zu helfen.
Sie sind ein prominenter und – seien wir ehrlich – auch
wohlhabender Mensch. Ist es da einfacher, Toleranz und
Barmherzigkeit einzufordern als für einen Arbeitslosen
mit Existenzängsten?
Schmadtke: Naja, das hat ja nicht nur mit materiellen Dingen
zu tun. Keine Frage: Mit einem dickeren Portemonnaie
fällt einem
vieles im Leben leichter. Aber hier geht es nicht
um Geld, sondern
um eine Haltung und darum, wie man
aufgewachsen und sozialisiert
worden ist. Auch wenn jemand
arm ist, darf es ihm niemals das Recht geben, auf die
Straße zu gehen und fremdenfeindliche Parolen zu brüllen.
Innerhalb der Bundesliga scheinen die Meinungen dazu
auseinanderzugehen,
inwieweit der Fußball sich in dieses
Thema einmischen sollte.
Schmadtke: Im Prinzip versuchen alle Klubs, sich politisch
neutral zu verhalten. Ich glaube aber, dass das nicht dauerhaft
möglich ist. Es gibt Grundsatzfragen, zu denen man
Stellung beziehen muss.
Bei Eintracht Frankfurt gab es vor einiger Zeit einen
öffentlichen
Streit um die Mitgliedschaft von AfD-Mitgliedern.
Auch Werder Bremens Präsident hat eine Trennlinie
gezogen. Wie haben Sie diese Debatten verfolgt?
Schmadtke: Das ist kein ganz einfaches Thema, weil die
AfD ja demokratisch legitimiert ist. Sie einfach nur blind
und rigoros auszugrenzen, ist nicht richtig. Grundsätzlich
kann ich es gut nachvollziehen, denn das kommt meiner
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