Aufgebrachte Protestanten in Chemnitz im September 2018: „Es gibt Grundsatzfragen, zu denen man Stellung beziehen muss.“
LEITWOLF 23
Mann mit klarer Haltung: „Wer sich mit unseren Werten nicht identifizieren kann, der
ist beim VfL Wolfsburg falsch.“
eigenen politischen Gesinnung sehr nah, dass man sagt: Mit
denen wollen wir nichts zu tun haben. Allerdings hat man
als Fußballverein auch eine Integrationsfunktion und sollte
deshalb immer lieber auf Menschen zugehen als sie auszuschließen.
Ganz konkret: Ist man als AfD-Wähler in der
VolkswagenArena willkommen?
Schmadtke:¡Ich würde ihn nicht per Handschlag begrüßen,
weil seine und meine Grundprinzipien nicht zu vereinbaren
sind. Wenn man auf die Umfragen schaut, dann kann man
allein schon statistisch aber nicht ausschließen, dass AfD-
Sympathisanten unsere Spiele besuchen, ohne dass wir das
überhaupt wissen. Letztlich steht es einem Klub nicht zu, an
der Stadionkasse politische Meinungen auszusieben. Um zu
verdeutlichen, wie der VfL zu dem Thema steht, verweise
ich deshalb lieber auf unsere Werte. Toleranz, Weltoffenheit,
Respekt – wer sich damit nicht identifizieren kann, und das
gilt offenkundig für die Anhänger dieser Partei, der ist beim
VfL¡Wolfsburg falsch.
¡
Wie kann denn der Fußball dabei helfen, den Graben wieder
zuzuschütten?
Schmadtke:¡Als Vereine müssen wir uns unserer gesellschaft
lichen Funktion immer wieder im Klaren sein. Wenn
es dem Land schlechtgeht, dann muss der Fußball mit dafür
her halten,¡ bestimmte Dinge wieder ins Lot zu bekommen.
Deshalb suchen Politiker ja oft die Nähe zu Protagonisten
des Fußballs. Mit Aktionen wie „Gemeinsam bewegen“
sollten wir immer wieder versuchen, Botschaften aus
unserem Mikro kosmos nach draußen zu senden. Denn mit
einer Haltung kann man auch Dominoeffekte bewirken bei
anderen Menschen.¡¡
¡
Wäre also eine Art ligaweites „Gemeinsam bewegen“ zum
Thema Integration eine Idee?
Schmadtke:¡Das könnte ein Ansatz sein. Oder man denkt anstelle
von einzelnen Aktionstagen darüber nach, gemeinsam
als Liga ein Projekt dauerhaft zu begleiten. Wie gesagt bin
ich kein Freund des Gießkannenprinzips. Deswegen hatte ich
mich auch dafür einsetzt, dass wir die Regenbogenbinde im
gesamten Klub tragen und zwar für die komplette Saison.
Etwas dauerhaft zu tun, ist ein viel stärkerer Ausdruck einer
inneren Haltung als etwas Einmaliges.¡
Welche internen Rückmeldungen haben Sie eigentlich
nach „Gemeinsam bewegen“ erreicht?
Schmadtke:¡Meine Tochter hat mir direkt eine Nachricht
geschrieben, als sie mich auf einem Foto in der grünen
Latzhose gesehen hat. Aber das meinten Sie vermutlich
nicht.
Doch, auch. Aber in erster Linie dachten wir an die
Fußballprofis.
Schmadtke:¡Das Feedback war durch die Bank positiv.
Und das sage ich nicht nur so. Alle haben die Abwechslung
genutzt, um über den Tellerrand zu schauen und mitgenommen,
dass es normal ist, sich für andere zu engagieren.
Ich habe sehr viel aufrichtige Hilfsbereitschaft gespürt.
Wenn ich zum Beispiel höre, dass Ella Masar, die eine Flüchtlingsmannschaft
in Veltheim besucht hat, vor Ort spontan
angeboten hat, sich dauerhaft dort einzubringen, dann
macht mich das schon etwas stolz. Genau das zeigt nämlich,
dass solche Aktionen unheimlich wichtig sind und auch eine
nachhaltige Wirkung erzielen können. mg
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