…und dann schreibt man sich für ein Mathematikstudium ein?
Hubbe: Mathe habe ich in der Schule gern gemacht, musste
aber schnell feststellen, dass ein Studium etwas völlig Anderes
vermittelt. Zwischendurch gab es den Gedanken, Lehrer für Kunst
und Mathematik zu werden. Nebenbei habe ich dann gezeichnet,
aber das hat alles nicht richtig funktioniert, sodass ich nach einem
Semester abgebrochen habe.
Zu dieser Zeit haben Sie die Diagnose erhalten, dass sie an
Multipler
Sklerose erkrankt sind.
Hubbe: Ja, 1988 – ich hatte mich gerade noch einmal für das
Grafikstudium beworben und einen schlimmen Schub, bei dem
ich nicht mal mehr laufen konnte, hinter mir –, als ich erfuhr,
was mit mir los war. Das war ein Schlag ins Kontor. Zumal der
Arzt sagte, dass ich mit einer Behinderung rechnen muss und
mir empfahl, mein Mathematikstudium wiederaufzunehmen.
Doch ich hatte mich schnell entschieden, meinen Weg weiterzugehen.
Dabei hat mir die Wende geholfen und kurz nach der
Wiedervereinigung
habe ich mich dann selbstständig gemacht.
Letztendlich konnte
ich aus einem Hobby meinen Beruf machen,
der mir sogar hilft, meine Krankheit zu verarbeiten. Ich bin sehr
ehrgeizig und gebe nicht so schnell auf, das hat mir schon in
vielen Situationen geholfen.
Welche Botschaft vermitteln Sie mit Ihren Zeichnungen?
Hubbe: Es ist nicht mein vorrangiges Ziel, jedes Mal eine Botschaft
zu vermitteln. Bei den Behinderten-Cartoons ist es allerdings dem
Thema geschuldet, dass es letztendlich so funktioniert. Meine
Arbeiten werden genutzt, um auf Probleme aufmerksam zu
IM GESPRÄCH | 33
Mehr Zeichnungen
von Phil Hubbe gibt
es bei Facebook unter
/hubbe.cartoons:
machen.
Als erstes ist ein Cartoon für mich unterhaltend, sodass
ich darüber lachen kann. Wenn er dann zum Nachdenken anregt,
ist es mir natürlich noch lieber.
Wo und wie lagern Sie Ihre Illustrationen?
Hubbe: Ich zeichne wirklich noch mit Hand auf Papier, während
der Großteil meiner Kollegen mit einem Grafikprogramm am
Rechner arbeitet. Viele Pressezeichnungen stehen kistenweise
im Keller, hier im Atelier ist der hintere Schrank voll. Originale
schmeiße
ich so gut wie nie weg. Das ist aber platzmäßig eher
ein Problem. Vom VfL habe ich auch noch alle Arbeiten.
Was sind Ihre wichtigsten Arbeitsmaterialien?
Hubbe: Ein Blatt Papier, Bleistift, Radiergummi, Tusche und
Farben
– das übliche, alte Handwerkszeug.
Wie dürfen wir uns Ihren Alltag vorstellen?
Hubbe: Er ist relativ strukturiert, was auch meiner Krankheit
geschuldet ist. Früher musste ich noch spritzen – insgesamt
15 Jahre – da hatte ich immer den gleichen Ablauf. Meine Pausen
muss ich mir zwischendurch nehmen. Einfach zusammengefasst:
Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Dann mache ich Zeitungsschau,
lese im Internet die aktuellsten Nachrichten und schaue, was für
ein Thema sich für eine Pressezeichnung ergibt, die ich in der
Regel auch bis mittags fertig habe, sodass ich mich später meinen
anderen Aufgaben widmen kann. Ich arbeite zu Hause und da
fällt es mir schwer abzuschalten. Wenn ich im Atelier bin, zeichne
ich auch – das ist mein Leben. Darüber hinaus bin ich immer
öfter Referent und halte Vorträge zu Themen wie Inklusion und
Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite.
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