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Unter Woelfen | Ausgabe 3 | Saison 2016/2017

Spielmacher | 35 Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite. Wie kommt man durch so eine Phase? Paul: Alleine schafft man das nicht. Ich habe viel mit Freunden und vor allem mit meiner Familie gesprochen. Ich habe auch ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter. Wenn ich frei habe und meine Freundin arbeiten muss, dann fahr ich meist nach Hause zu meinen Eltern. Dort ist auch mein gesamter Freundeskreis. Das alles hilft in solchen Phasen enorm. Außerdem musste ich erkennen, dass ich falschen Ehrgeiz entwickelt hatte. Ich hatte schon in der Sommervorbereitung 2015 Probleme im Sprunggelenk, wollte aber nicht pausieren, weil ich dachte, dass das meine Chance ist, mich zu beweisen und zu zeigen. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, ich hätte auf die Signale meines Körpers gehört und ein wenig pausiert. Du bist ein echtes Eigengewächs des VfL Wolfsburg und spielst seit der D-Jugend im Dress der Wölfe. Wie ungläubig bist du immer noch, wenn du plötzlich in der Kabine mit den Profis sitzt oder gar spielst? Paul: Manchmal ist das schon unglaublich, zumal ich wahrscheinlich seit Ewigkeiten der erste Spieler aus meiner Heimatregion in der Altmark bin, der es im Fußball so weit gebracht hat. Allerdings ist noch längst nichts erreicht. Mein Ziel ist es, ein Stammspieler und wichtiger Teil in diesem Team zu werden. Ich will mich richtig reinbeißen und hoffe, dass der Trainer mir weiterhin vertraut. Auf meiner Position ist der Konkurrenzkampf enorm. Mit Maxi Arnold, Yannick Gerhardt, Josuha Guilavogui und Luiz Gustavo sind wir fünf Spieler für zwei Positionen. Wie viel von deiner Jugend musstest du opfern, um den Traum vom Profifußball wahr werden zu lassen? Paul: Ich bin mit 13 Jahren jeden Tag von Stendal nach Wolfsburg gefahren. Das war schon sehr stressig und darunter hat auch die Schule ein wenig gelitten. Ich hatte meist um 15.30 Uhr Schluss und nur fünf Minuten später fuhr der Zug nach Wolfsburg. Manche Lehrer haben mich zwei oder drei Minuten eher gehen lassen. Meine Mutter stand dann immer schon vor dem Gebäude mit meinen Trainingssachen, die habe ich dann schnell gegen die Schultasche getauscht und bin zum Bahnhof gerannt (lacht). Nach dem Training war ich immer erst spät am Abend zu Hause. Meist hatte ich dann nicht mehr so viel Lust auf Hausaufgaben. Aber ich habe meinen Realschulabschluss erfolgreich gemacht. Das war mir unheimlich wichtig. Was hat deiner Mutter gesagt, wenn du nach einem langen Tag mal keine Lust auf Schularbeiten hattest? Paul: Sie hat das verstanden, weil sie wusste, dass es für mich nur das eine Ziel gab. Ich wollte unbedingt Profifußballer werden. Trotzdem war die Zeit in der Jugend nicht einfach, weil ich so gut wie nie freie Zeit hatte. Da merkt man aber auch, ob man das unbedingt will. Wenn das nicht der Fall ist, muss man es sein lassen. Der Wille ist ein ganz entscheidender Faktor. Ich war damals eigentlich fußballkrank (lacht). Ich hatte manchmal ein Spiel mit der U15 und hab danach noch drei Stunden mit meinen Freunden gespielt. Unter Wölfen


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