Labbadia liebt Kuchen. Zum Gründungstag des VfL Wolfsburg am 12. September verteilen Trainer und Spieler in der Geschäftsstelle Torte.
Worauf muss man da als Trainer achten?
Labbadia: Es ist ein permanentes Beobachten, was sich in
der Gruppe tut. Man muss eines mal sehen: Jeden Samstag
enttäuschst du mehr als die Hälfte der Spieler, weil sie nicht
spielen. Da musst du schauen, mit wem du reden musst.
Eine ganz andere Sache ist die Vorbereitung. Wir haben im
letzten Sommer bewusst zwei Freundschaftsspiele auswärts
gegen Topgegner gewählt. Nach den Spielen in Lyon
und Amsterdam haben wir schöne Mannschaftsabende in
fremder
Umgebung verlebt. Das sind Kleinigkeiten, aber aufgrund
der ganzen Gegebenheiten beim VfL im Sommer war
für uns klar, dass wir einiges dazu beitragen müssen, dass
die Mannschaft zusammenwächst. Und das ist auch sehr gut
angekommen. Wir nehmen Spieler
bewusst in die Verantwortung,
über den Mannschaftsrat und in Einzelgesprächen.
Jedes Mittagessen, jedes Frühstück ist ein Team-Building,
weil so automatisch Kommunikation entsteht.
Wie wichtig ist Ihnen Disziplin? Man sieht Sie fast
täglich joggen.
Labbadia: Als Sportler brauchst du Selbstdisziplin. Ich liebe
es zu essen und möchte nicht auf gutes Essen verzichten.
Deswegen versuche ich, jeden Tag Sport zu treiben. Darüber
hinaus hilft mir das Joggen, meinen Kopf freizubekommen
und nachzudenken. Ich laufe oft mit Günter Kern. Mit Marcel
Schäfer bin ich auch schon öfter gelaufen. Beim Laufen
kann man gut Gespräche führen. Aber ich bin ehrlich. Es ist
nicht so, dass es mir jeden Tag Spaß macht. Heute Morgen
zum Beispiel bin ich um kurz nach sieben laufen gegangen,
obwohl ich gestern relativ spät im Bett war. Da kommt dann
die Eigendisziplin
ins Spiel. Was mich immer wieder antreibt,
ist dieses gute Gefühl, wenn man es trotzdem gemacht hat.
Und in einer Mannschaft gehört Disziplin einfach dazu – und
die fängt bei einem selber an. Man kann keine Disziplin von
anderen
erwarten, wenn man nicht bei sich selber anfängt.
Wenn ich mal zu spät käme,
würde ich genauso in die
Mannschaftskasse
zahlen, wie die Spieler es müssen.
Wir hatten Sie eingangs zu Ihren Essgewohnheiten
befragt.
Wie steht es hier um Ihre Selbstdisziplin?
Labbadia: Es ist wichtig zu wissen, was man mit seinem
Körper macht. Trotzdem wäre es falsch zu sagen, dass ich
keine Laster hätte. Schon als Spieler habe ich relativ wenig
Alkohol getrunken. Das ist auch heute noch so. Ich trinke
gerne mal ein Glas Wein oder im Sommer ein Hefeweizen,
aber alles in Maßen. Wenn ich ein Laster habe, dann ist
es das Süße. Ob das Süßigkeiten sind oder Kuchen: Ich
liebe
selbstgemachten Kuchen. Dafür würde
ich sogar ein
Mittagessen
ausfallen lassen. Meine Frau backt oft. Das liebe
ich und das gönne ich mir auch.
Beschäftigen Sie sich über den eigenen Tellerrand hinaus
mit Ernährung?
Labbadia: Definitiv. Ich habe gerade einen Bericht darüber
gesehen, wie viele Menschen in Deutschland mittlerweile
übergewichtig sind. Das ist bei den vielen täglichen Verlockungen,
gepaart mit zu wenig Bewegung, sehr gefährlich.
Dazu werden die Menschen immer älter. Ich möchte vor
allem
gesund alt werden. Deshalb achte ich auf ausgewogene
Ernährung und habe das Glück, dass meine Frau
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