hervorragend kocht. Essen spielt für mich eine besondere
Rolle. Wir haben mal für fünf Tage eine Saftkur zusammen
gemacht.
Das Allerschlimmste daran war, dass mir das
Gefühl,
miteinander zu essen total abgegangen ist. Das
hat mir sehr gefehlt. Ich finde, Essen ist Genuss. Dafür
muss man sich Zeit nehmen. Mit Freunden oder Familie
bei einem
guten Essen zusammenzusitzen – das liebe ich.
Schauen Sie den Spielern auf die Teller?
Labbadia: Das nicht. Aber natürlich versuchen wir so gut
es geht, den Spielern ausgewogenes und sportlergerechtes
Essen anzubieten. Zum Beispiel stellen wir an Trainingstagen
ein Frühstück zur Verfügung, was aber freiwillig ist.
Wir haben ein gemeinsames Mittagessen, wann immer
es geht. Und wenn eine Nachmittagseinheit auf dem
Plan steht, bieten wir einen gesunden Snack an, um zu
vermeiden,
dass sich die Spieler vor dem Abendessen
irgendwas Süßes reinhauen. Wir versuchen da schon Vieles
abzudecken.
Deswegen müssen wir ihnen gar nicht auf die
Teller
schauen.
Was sie essen, ist eine Entscheidung, die
die Spieler
letztendlich selber treffen. Aber das, was wir
ihnen zur Verfügung stellen, soll ihnen helfen, leistungsfähiger
zu sein.
Wenn Sie auf Ihre aktive Zeit zurückschauen: Inwiefern
hat sich der Stellenwert von Ernährung im Fußball seither
verändert?
Labbadia: Es kommen immer wieder neue Dinge dazu:
Vegan oder vegetarisch zu leben, ist gewählter Verzicht.
Auf die Unverträglichkeiten, die heute bekannt sind, wurde
zu unserer Zeit gar nicht getestet. Da hat sich schon sehr
viel verändert. Ich glaube, das Schwierigste für jeden ist –
ganz losgelöst vom Sport – zu wissen, was wirklich richtig
ist. Es gibt eine Schnelllebigkeit in der Ernährung. Was
heute gut ist, ist plötzlich in einem halben Jahr doch nicht
so geeignet. Für den Konsumenten ist es nicht einfach.
Wichtige Fragen für mich sind: Wo kommt das Essen her?
Wie ist es zubereitet? Was ist wirklich gesund? Ich habe
eine Studie darüber gelesen, wie stark sich der Verzehr von
Avocado in Deutschland erhöht hat. Das ist unfassbar. Man
hat das Gefühl, in jedem Frühstückslokal gibt es inzwischen
viele Gerichte, die mit Avocado zubereitet sind. Das sind
immer wieder so Perioden. Die Schnelllebigkeit, wie in
unserem gesamten Leben, hat sich auch in der Ernährung
niedergeschlagen. Da nehmen natürlich auch die Spieler
permanent neue Reize auf und wollen etwas ausprobieren.
Was halten Sie davon, dass Spieler experimentieren,
sei es mit veganer oder glutenfreier Ernährung?
Labbadia: Ob das jetzt gut oder schlecht ist, kann ich
gar nicht beurteilen. Es gibt Dinge, die kann man Spielern
auch nicht vorschreiben. Man kann versuchen, das Ganze
zu beeinflussen. Das tun wir, indem wir versuchen,
ihnen
aus unserer Sicht das Optimale an Ernährung
bereitzustellen.
Trotzdem gibt es natürlich etliche Stunden,
in denen die Spieler selbstständig sind. Man sieht bei uns,
dass sie oft mal das übrig gebliebene Essen für abends
mitnehmen.
Das ist schon mal ein guter Weg. Aber die
Spieler müssen sich auch ausprobieren und herausfinden,
was gut für sie ist.
Schon als Spieler macht Labbadia Bekanntschaft mit den Wölfen. Im DFB-Pokalspiel der Saison 1998/1999 geht er mit Arminia Bielefeld als Verlierer vom Platz.
Der VfL gewinnt mit 3:1.
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