Yannick Gerhardt, wie würden dich deine Kollegen
beschreiben?
Yannick Gerhardt: (überlegt) Ich hoffe, dass sie sagen
würden, dass sie immer viel Spaß mit mir haben und auch
mal gerne mit mir und über mich lachen können. Trotzdem
sollten
sie auch wissen, dass sie sich immer auf mich
verlassen
können.
Hast du da nicht irgendetwas vergessen?
Yannick: Mir fällt jetzt nichts ein.
Veganer haben immerhin den Ruf, dass ihr Essverhalten
immer im Vordergrund steht und sie auch jedem mitteilen,
dass sie auf tierische Produkte verzichten. Du hältst dich
aber komplett zurück.
Yannick: Ich weiß, dass das nicht gut rüberkommt, wenn
man das so hervorhebt. Wenn man sich wünscht, dass sich
viele so ernähren, wie man es selbst tut, dann setzt man
sich über die anderen. Beim ständigen Kommentieren und
Drängen schaut man von oben herab. Für mich ist es ganz
einfach: Wenn jemand Fragen hat oder sich mit mir darüber
unterhalten will, dann setze ich mich mit demjenigen gerne
zusammen, aber das ist jedem selbst überlassen. Jeder
sollte
seine Erfahrungen machen.
Du hast angesprochen, dass deine Kollegen auch mal gerne
über dich lachen. Musst du dir manchmal Scherze über
deine Ernährung anhören?
Yannick: Ja, teilweise schon, aber ich habe mit Jay (Brooks,
Anm. d. Red.) einen veganen Mitstreiter im Team. Dass wir
uns vegan ernähren, wird akzeptiert und auch anerkannt.
Unser Koch weiß auch Bescheid und macht immer etwas
Gutes für uns. Man sieht ja auch, dass es uns auf jeden Fall
nicht schadet. Manchmal hören
wir schon von den Kollegen
einen lockeren Spruch, aber das ist alles ertragbar (lacht).
Redet ihr in der Mannschaft viel über Ernährung?
Yannick: Sicher ist das ein Thema. Wir versuchen uns
grundsätzlich auch von Top-Athleten, ich denke
da beispielsweise
an LeBron James oder Cristiano Ronaldo,
die in ihren
Karrieren fast nie verletzt waren und auf höchstem
Niveau
spielen, etwas abzuschauen. Wir versuchen
auch Lösungen
zu finden, wenn jemand muskuläre
Probleme
oder immer
wieder kleinere Verletzungen hat. Wir
überlegen, was wir
besser machen können. Dabei denken wir dann nicht nur
über die Ernährung nach. Wir machen uns Gedanken
über
den Schlaf oder bestimmte Präventionsmaßnahmen, wie
Kälte- und Wärmebecken, die Eis-Sauna oder Stretching.
Du warst selbst in der letzten Saison wegen eines Syndesmosebandrisses
drei Monate außer Gefecht gesetzt. Hast
du dein Essverhalten in der Pause geändert, um schneller
fit zu werden?
Yannick: Natürlich habe ich, als ich noch auf Krücken
angewiesen
war, nicht mehr so viel gegessen, weil ich auch
nicht mehr so viel verbrannt habe. Entscheidender war für
mich aber, komplett auf Süßigkeiten oder fettiges Essen zu
verzichten. Ich habe versucht, meinem Körper Giftstoffe zu
ersparen. Alkohol wäre zum Beispiel das Schlimmste, was
man seinem Körper antun kann, wenn man verletzt ist, weil
der Körper dann nur damit beschäftigt ist, dieses Gift loszuwerden.
Die Ernährung ist in einer Verletzungspause sehr
wichtig. Man kann nicht einfach denken: Ich bin eh verletzt
Grün aus Überzeugung: Yannick Gerhardt schätzt am Veganismus auch den
positiven Einfluss auf die Umwelt.
Mit seinem Tor gegen den FC Augsburg sichert Gerhardt seinen Wölfen den Sieg.
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