„DIE DOPINGPRÄVENTION KENNT KEINE
ALTERSBESCHRÄNKUNG“
FÜNF FRAGEN AN VfL-TEAMARZT DR. STEPHAN BORNHARDT
Dr. Stephan Bornhardt, wie läuft eigentlich eine Dopingprobe ab?
Dr. Stephan Bornhardt: Am Spieltag kontaktiert der Dopingarzt
zunächst den Dopingbeauftragten des Vereins, den Teammanager
oder den Teamarzt, um die Formalitäten abzuklären.
In der 75. Spielminute treffen sich dann alle Offiziellen im
Dopingkontrollraum,
der meist unweit der Kabinen liegt, um
dort die Namen der zu kontrollierenden Spieler auszulosen und
bekanntzugeben. Ab diesem Zeitpunkt stehen diese Spieler
unter Beobachtung durch die Chaperons. Nach Abpfiff werden
dann die Kontrollen im Dopingkontrollraum durchgeführt. Erst
werden die Spieler über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt,
dann werden unter Sichtkontrollen Urin oder Blut abgegeben,
woraufhin die Daten erfasst werden und die Probe durch eine
Unterschrift freigegeben
wird. Wenn unter der Woche der
Dopingarzt unangekündigt eintrifft, wird ebenfalls zunächst
mit dem Dopingbeauftragten gesprochen und es werden alle
Formalitäten geklärt, bevor der Arzt Kontakt zum Spieler, der
überprüft werden soll, aufnimmt. Auch hier wird der Spieler bis
zur Kontrolle beobachtet und zum Beispiel zum Training begleitet.
Die Abgabe der Probe läuft dann wie an einem Spieltag ab.
Die NADA teilt Sportler in vier unterschiedliche Testpools, den
Registered Testing Pool (RTP), den Nationalen Testpool (NTP),
den Allgemeinen Testpool und den Team-Testpool (TTP), ein.
Zu welcher Gruppe gehören die Wölfe?
Bornhardt: Alle spielberechtigten Fußballspieler der Bundesliga
und der 2. Liga, die nicht bereits Mitglied im NTP sind,
gehören zum Team-Testpool. Spieler, die zum erweiterten
Kreis der Mannschaft für die Olympischen Spiele gehören, sind
im Nationalen
Testpool. Bei Athleten, die im TTP sind, muss
die NADA ganzjährig über den Aufenthalt und die Erreichbarkeit
der Spieler informiert sein. So müssen zum Beispiel alle
Trainingspläne,
Reha-Maßnahmen und Trainingslager bei der
NADA angegeben werden.
Was müssen Spieler generell unterlassen und beachten, um
eine unbeabsichtigte positive Dopingprobe zu verhindern?
Bornhardt: Sie müssen eine eigenständige Therapie meiden
und alle medizinischen Aktivitäten außerhalb des Klubs dokumentieren.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Spieler
ausschließlich von Teamärzten und Medizinern oder deren
Vertrauten und Experten behandeln lassen sowie Medikamente
nur auf fachkundige Verschreibung der ärztlichen Abteilung
des Klubs einnehmen. Die Spieler bekommen immer wieder
Schulungen und auch Vorträge vom Verband und von der
NADA. Dazu werden alle wichtigen Themen regelmäßig von den
Vereinsärzten im Team aufgefrischt. Auch Infomaterial wird im
Team verteilt.
Gelten andere Regeln für minderjährige Spieler?
Bornhardt: Die Dopingprävention kennt keine Altersbeschränkung,
jedoch gibt es bei der Durchführung der Kontrollen kleine
Unterschiede bei Minderjährigen. Bei Minderjährigen muss
eine zweite Person als Zeuge bei der Kontrolle vor Ort sein.
Auch Erwachsene können davon Gebrauch machen und eine
Vertrauensperson
zur Kontrolle mitnehmen. Bei Athleten im
Alter von 16 und 17 Jahren gibt es Sichtkontrollen. Die Vertrauensperson
muss der Sichtkontrolle nicht beiwohnen. Die
Vertrauensperson
muss aber den Kontrolleur zum Schutz des
Minderjährigen beaufsichtigen. Bei Athleten unter 16 Jahren
gibt es keine Sichtkontrolle.
Worauf müssen die Teamärzte beim Thema Dopingprävention
besonders achten?
Bornhardt: Teamärzte müssen unbedingt die Dopinglisten und
Vorschriften kennen und immer Behandlungsmethoden abwägen
und alternative Lösungen parat haben. Darüber hinaus ist es
immer wichtig, sich mit den Dopingärzten und Behörden abzustimmen
und alles zu protokollieren und zu dokumentieren. ag
51
UNTER WÖLFEN MAGAZIN
EXPERTENRUNDE |