VfL-Physiotherapeutin Ewa Gehring bei der Arbeit.
DIE MUTTI DER WÖLFINNEN VERLÄSST DAS RUDEL
Seit 2011 ist Ewa Gehring Physiotherapeutin bei
den VfL-Frauen. „Mutti Ewa“, wie die Spielerinnen die
50
Jährige nennen, kümmert sich allerdings nicht nur um
müde Oberschenkel und verhärtete Waden, sondern auch
um das Wohlbefinden ihrer Schützlinge. „Ewa ist die gute
Seele, ihre Tür steht für uns jederzeit offen“, sagt etwas
Lena Goeßling. Doch die Mutti der Wölfinnen wird ihr
Rudel verlassen, nach der Saison ist Schluss. Neben der
VfL
Familie hat die gebürtige Polin nämlich noch eine echte
Familie: Fünf Töchter dürfen sie im wahrsten Sinne Mutti
nennen, die jüngste ist erst sechs Jahre alt. „Sie verlangt
nach Zeit und ich möchte ihr diese Zeit schenken“, erzählt
Gehring. Und das sei nun einmal schwer vereinbar:
„Mit einem Fußballteam ist man viel unterwegs, gerade
an Wochenenden. Und da ich nicht nur mit Leib und
Seele Physiotherapeutin,
sondern auch mit Leib und
Seele Mutter bin, muss ich Prioritäten
setzen.“ Im
Trainingslager
der VfL-Frauen machte die Nachricht
die Runde – und die eine oder andere Spielerin hatte
bereits da feuchte Augen.
2010 kam Gehring zum VfL Wolfsburg, zunächst als Teilzeit-Physiotherapeutin
der zweiten Mannschaft. Damals arbeitete
sie noch in einer Praxis und gab Reha-Kurse in einem Fitnessstudio.
Bereits ein Jahr später folgte der Wechsel zum Bundesliga
Team der Wölfinnen, verbunden mit einer Vollzeitanstellung.
„Es macht mir großen Spaß, nah an der Mannschaft dabei zu
sein“, so Gehring, die ihren Beruf eher als Berufung versteht. „Ich
kommuniziere
gerne, lache viel und frage immer nach, wie es den
Mädels geht.“ Ihre Intention ist es, eine „Wohlfühlatmosphäre“
zu schaffen und insbesondere
neuen Spielerinnen das Gefühl zu
geben, willkommen
zu sein. Den nicht zwangsläufig charmanten
Spitznamen sieht sie dabei als Wertschätzung: „Er unterstreicht,
dass ich ein Vertrauensverhältnis zu den Spielerinnen
aufgebaut
habe.“ Doch „nett sein“ allein reiche nun eben nicht, betont
Gehring, die in den letzten Jahren zahlreiche
Fortbildungen
absolviert hat. Dass die Bemühungen,
sie zum Weitermachen zu
überreden, erfolgreich sein werden,
schließt sie nahezu aus. Doch
den Dienst als Mutti kann man nicht einfach so quittieren: Und so
wird Gehrings Tür sicherlich
auch über den Sommer hinaus für alle
VfL-Spielerinnen offen sein.
KÜNFTIGE FUSSBALLLEHRERIN VON BEDINGUNGEN BEEINDRUCKT
Eine Praktikantin stellt man sich irgendwie anders vor. Theresa
Merk gibt den VfL-Spielerinnen mit klarer Stimme verschiedene
Übungsformen vor und greift – wenn nötig
– korrigierend ein. Die
29-Jährige ergänzt während des zwölftägigen Aufenthalts an der
Algarve das Trainerteam der Grün-Weißen um Chefcoach Stephan
Lerch. Merk ist Verbandssportlehrerin des Fußballverbands Mittelrhein
(FVM) und einzige Frau im aktuellen Fußballlehrer-Lehrgang.
Nach einer insgesamt siebenwöchigen Hospitanz bei Bröndby IF mit
Trainer Alexander Zorniger absolviert sie nun ein Praktikum
beim
deutschen Double-Gewinner. Und das aus gutem Grund: „Mein
Arbeitsfeld wird aller Voraussicht nicht unbedingt
der Männerfußball
sein“, sagt die gebürtige Ravensburgerin,
die in Köln wohnt. „Daher
war es mein Ziel, auch mal die Abläufe bei einer Frauenmannschaft
auf Top-Niveau kennenzulernen. Und es ist wirklich beeindruckend,
wie professionell es in allen Bereichen zugeht.“ Es ist die letzte
Praxiseinheit
vor der großen Prüfung: Wenn alles gut läuft, wird
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