Erfolglos gestreckt: Im 16. Derby gegen die Roten, ausgetragen am 12. März 1977, ziehen Wolfgang Wallek (rechts) und Manfred Mattes mit den Wölfen den Kürzeren.
Am Ende der Zweitligaspielzeit steht der bis heute letzte Abstieg der VfL-Historie.
HEISSE TÄNZE UND ENGE KISTEN
SPIELE, IN DENEN ES FÜR DIE WÖLFE UM ALLES GING,
GAB ES IN DER KLUBHISTORIE REICHLICH
Es ist noch nicht lange her, da bot sich der gar nicht willkommene
Anlass, einmal der Frage nachzugehen: Wann ist der VfL Wolfsburg
eigentlich das letzte Mal abgestiegen? Bald 42 Jahre, so die richtige
Antwort, sind vergangen, seit dieser zwischenzeitlich unvorstellbare
Fall Wirklichkeit wurde. Als Wiederaufsteiger landete
Grün-Weiß in
der Zweitligaspielzeit 1976/1977 unter dem Strich, konnte sich in der
Folgesaison zwar erneut für die Aufstiegsrunde qualifizieren, brauchte
letztlich aber 15 Jahre für die Rückkehr in Liga zwei. „Es war immer
das Gleiche: Wenn wir mit unseren Bullis in Wolfsburg losgefahren
sind, haben wir an Bord noch große Schlachtpläne gemacht. Um auf
der Rückfahrt dann doch wieder nur bedröppelt aus der Scheibe zu
starren“, so Bernhard Kulla, Mittelfeldallrounder in der bis heute
letzten Abstiegssaison. Gegen die vielfach längst unter Profibedingungen
arbeitende Konkurrenz waren die Freizeitkicker vom Mittellandkanal
ohne Chance.
Elf Turniere um den Aufstieg
Auch wenn es seither nie wieder um eine ganze Spielklasse abwärtsging,
kehrte der Existenzkampf immer wieder mal nach Wolfsburg
zurück. Und auch weit tiefer in der grün-weißen Chronik finden sich
zahlreiche Spielzeiten, in denen es bis zum Schluss Spitz auf Knopf
stand, weil sich die Wölfe entweder gegen den Absturz in die
Zweit- oder Drittklassigkeit stemmten oder aber sich in die rosige
Lage gebracht hatten, um etwas richtig Großes zu spielen. Wie es
sich anfühlt, mit dem VfL in einem einzigen Spiel zu bangen und zu
zittern, das kennen Fans aus allen Dekaden. Allein elf Mal schließlich
mischte der VfL Wolfsburg zwischen 1951 und 1992 in Aufstiegsrunden
mit. In vier Fällen (1954, 1963, 1976 und 1992) mit Erfolg.
Sogar um einen nationalen Titel spielte Grün-Weiß 1995 sowie
erneut 20 Jahre später beim Pokalendspiel von Berlin, das die Wölfe
angesichts von sieben (!) Halbfinalteilnahmen sogar wesentlich
häufiger vor Augen hatten. Und natürlich hat sich auch etliche
Male erst am allerletzten Spieltag entschieden, ob der VfL in der
Liga bleibt, in der Relegation nachsitzen muss oder auch zu den
auserwählten deutschen Europapokalstartern zählt.
Rettungen, Dramen, Triumphe
Momente der VfL-Geschichte von immenser Bedeutung – eine solche
Auswahl kann nur eine beliebige sein. Wer würde beispielsweise nicht
die Relegation gegen Holstein Kiel dazuzählen wollen oder jene
Auswärtspartie in Aachen 2007, als der VfL am vorletzten Spieltag
nach 0:2-Rückstand noch einen unverzichtbaren
Punkt mitnahm?
Die U23 der Wölfe verpasste als Regionalligameister
2014 und 2016
jeweils in den Playoffs die Früchte der Saison, wogegen die VfL-A-Junioren
2013 in einem packenden Meisterschaftsendspiel gegen
Hansa Rostock in der Verlängerung den Titel klarmachten. Auch der
92er-Zweitliga-Aufstieg, eingetütet durch ein 2:1 über den FC Berlin,
hätte eine textliche Würdigung verdient. Genauso natürlich das
berühmte 5:4 über den 1. FSV Mainz 05, das an dieser Stelle aber
schon häufiger behandelt worden ist. Und wer schließlich in der
folgenden Auswahl der zehn VfL-Spiele, in denen es um die Wurst
ging und die von den damaligen Protagonisten wieder lebendig
gemacht werden, die Mutter aller grün-weißen Gänsehaut-Partien
vermisst, nämlich die 5:1-Meistergala gegen Werder Bremen vom
23. Mai 2009, der tut dies erstens völlig zu Recht. Zweitens sei er aber
auf die übernächste Ausgabe des „Unter Wölfen Magazin“ vertröstet.
Dort nämlich werden die Titel-Gefühle von damals noch einmal in
aller Ausführlichkeit zum Leben erweckt. ab, mg, lh, or, st
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UNTER WÖLFEN MAGAZIN
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