Enges Duell: Hannes Klitzke (links)
gegen Stuttgarts Siegfried Böhringer.
Für die Krönung der Feierlichkeiten im Wolfsburger Rathaus ist ein adrettes Äußeres angesagt.
„AN DER ABWEHR DES
GEGNERS VERZWEIFELT“
6. JULI 1963: VfB STUTTGART AMATEURE VfL WOLFSBURG,
ENDSPIEL IM FINALE UM DIE DEUTSCHE AMATEURMEISTERSCHAFT
„Ich habe zu dieser Zeit in Frankfurt studiert und wollte wegen der
Belastung durch die Pendelei schon beim VfL aufhören. Dann lief es in der
Amateur-Oberliga aber für das gesamte Team wie am Schnürchen. Weil
ich viel Zuspruch bekam, habe ich weitergemacht und am Ende die beste
Saison meiner Laufbahn gespielt. Als souveräner Staffelsieger haben wir
uns in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga, die als zweite Liga unterhalb
der neuen Bundesliga eingeführt wurde, durchgesetzt. Das war nicht nur
aus sportlichen Gründen bedeutend. Denn als Effekt des Aufstiegs waren
wir keine Vollamateure mehr, sondern bekamen den Vertragsspielerstatus.
Somit waren wir sozusagen Halbprofis. Die Meisterfeier in der Stadt war
unvergesslich. In Käfer-Cabrios sind wir durch Wolfsburg gefahren, wurden
im Rathaus empfangen und bekamen Ehrennadeln überreicht. Man spürte,
dass die Leute wirklich stolz auf uns waren. Mit einem Sieg im großen Endspiel
um die Amateur-Meisterschaft hätten wir dem Ganzen natürlich die
Krone aufgesetzt. Im Halbfinale beim Lüner SV, das wir sensationell in der
Verlängerung mit 3:2 gewannen, hatten wir das stärkste Spiel der Saison
abgeliefert. Als es dann in Kassel gegen Stuttgart ging, hatten wir allerdings
nicht den besten Tag erwischt. Wir waren zwar klar überlegen, fingen uns
aber ein unglückliches Tor und sind danach an der VfB-Abwehr verzweifelt.
Gegen meinen Bewacher, das weiß ich noch genau, habe ich keinen Stich
gesehen. Viele Wolfsburger waren mit vor Ort und haben uns toll unterstützt.
Trotz der Niederlage stand unterm Strich aber eine herausragende
Saison. Ein besonderes Erlebnis war dieses Spiel auch deshalb, weil es im
Fernsehen übertragen wurde. Das war völliges Neuland für uns.“
Heinz Fischer (77) begann 1952 in der vierten
Schülermannschaft der Wölfe und beendete
seine aktive Laufbahn nach 167 Ligaspielen
für die Erste Herren im Jahr 1969. Elf seiner
18Treffer für die Grün-Weißen erzielte er
in der Meistersaison 1962/1963.
DAS SPIEL IM STENOGRAMM:
VfB Stuttgart Amateure: Helmut Silbernagel – Hans
Kocher, Gerhard Pfeifer – Adolf Reichert, Rainer Grau,
Siegfried Seifert – Gustav Talpay, Siegfried Böhringer,
Werner Böhm, Peter Schäffler, Hartmut Weiß. Trainer:
Franz Seybold
VfL Wolfsburg: Heiner Winneke – Marian Foitzik, Uwe
Funke – Rolf Köter, Hannes Klitzke, Wilfried Reckel –
Hermann Bussius, Heinz Fischer, Wilfried Kemmer,
Günter Otto, Waldemar Gust. Trainer: Ludwig Lachner
Tor: 1:0 Talpay (39.)
Zuschauer: 10.000 im Kasseler Auestadion
Schiedsrichter: Werner Treichel (Berlin)
Die grün-weiße Finalelf: Hannes Klitzke, Heiner
Winneke, Rolf Köter, Wilfried Reckel, Marian Foitzik,
Waldemar Gust, Günter Otto, Hermann Bussius, Heinz
Fischer, Wilfried Kemmer, Uwe Funke (von links).
Der Hintergrund trügt: Das Finale von Kassel ist
mit 10.0 00 Zuschauern, darunter viele lautstarke
Wolfsburger, sehr ordentlich besucht.
Hauptsache Aufstieg: Trotz verpasstem Titelgewinn
werden die VfL-Spieler in Wolfsburg
unter großem Jubel empfangen.
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