Unter dem erst 32-jährigen Paul Kietzmann (rechts im Bildvordergrund),
dem vierten Chef an der Seitenlinie in dieser
Saison nach Imre Farkaszinski, Fritz Schollmeyer und Interimscoach
Günther Brockmeyer, begehrt Grün-Weiß noch
einmal auf, steigt letztlich aber trotzdem als Tabellen-19. ab.
Karl-Heinz Borutta (links) und Ingo Eismann ahnen
es schon: Auch Siegfried Otte kommt gegen diesen
Hamburger einen Schritt zu spät.
Die Zweitligapioniere von 1974. Hintere Reihe von links: Imre Farkaszinski (Cheftrainer), Wolfgang Schoenke (Betreuer),
Hannes Bittner (Masseur), Wilfried Kemmer, Ingo Eismann, Fredi Rotermund, Wolfgang Matz, Franz Harmeling
( Betreuer), Günther Brockmeyer (Fußballchef). Mittlere Reihe: Jürgen Suchanek, Jürgen Dudda, Karl-Heinz Borutta,
Dittmar Schönbeck, Siegfried Otte, Wolfgang Wallek. Vordere Reihe: Edwin Meyer, Rainer Behrends, Dieter Suchanek,
Dieter Winter, Michael Maaß, Wölfi Krause, Wilfried Ahnefeld, Manfred Mattes, Klaus-Dieter Schäfer.
Beeindruckende Körperhaltung: Seinem Keeper
Michael Maaß kann Eismann den Abschluss aus
gefährlichster Lage wohl trotzdem nicht ersparen.
„UNSER KADER WAR
EINFACH ZU DÜNN“
8. JUNI 1975: VfL WOLFSBURG FC ST. PAULI, 2. LIGA, 37. SPIELTAG
„Die Saison ging schon bescheiden los. Eigentlich hatten ein paar
namhafte Neuzugänge kommen sollen; Uli Stein wurde zum Bespiel
gehandelt und auch zwei Spieler vom FC St. Pauli. Wegen der Ölkrise,
so hörte man damals, wurde es mit den Investitionen dann aber doch
nichts. Unser übriges Team hat sich achtbar geschlagen. Wir hingen das
ganze Jahr zwar unten drin, haben wirklich alles gegeben. Aber wenn
wichtige Spieler wie Fredi Rotermund oder Wölfi Krause verletzt waren,
dann hat man gemerkt, dass der Kader zu dünn gewesen ist. Ich selbst
hatte mit Problemen an der Achillessehne zu kämpfen und fiel ebenfalls
zeitweise aus. Was man nicht außer Acht lassen darf: Wir haben zwar
jeden Tag trainiert, aber alle noch gearbeitet. Ich erinnere mich gut an
die Reise zum Spiel bei Fortuna Köln. Als wir auf dem Parkplatz aus
unseren Bullis stiegen, sahen wir überall um uns herum die Porsches
des Gegners. Wir waren Ama teure und die Konkurrenz zum Großteil
Profis, das war der Hauptgrund für den Abstieg. Nach dem Trainerwechsel
zu Paul Kietzmann haben wir uns im letzten Saisondrittel fast
noch herausgekämpft. Plötzlich gewannen wir in Göttingen und gegen
Erkenschwick, haben in Dortmund ein 2:2 geholt und hätten auch
dort beinahe gewonnen. Dass wir im letzten Heimspiel gegen St. Pauli
noch rechnerische Chancen haben würden, war Wochen vorher nicht
zu erahnen. Umso bitterer natürlich, dass es trotz einer Führung nicht
gereicht hat. St. Pauli war einfach ein Spitzenteam damals, hat eiskalt
zugeschlagen und dann clever verteidigt. Verspielt hatten wir den
Klassenerhalt aber schon im Spiel vorher beim direkten Konku rrenten
DJK Gütersloh. Dort, beim Gegner aus unserer eigenen Gewichtsklasse,
hätten wir nicht verlieren dürfen. Dass es am Ende dann St. Pauli war,
das uns über die Klippe gestoßen hat, kam für mich wiederum nicht
über raschend: Ich glaube, gegen diese Mannschaft konnte ich in meiner
ganzen Karriere kein einziges Spiel gewinnen.“
Der Einsatz stimmt und auch die Kulisse.
Trotzdem ist dies das vorerst letzte Zweitli gaheimspiel
der Wölfe.
Wolfgang Wallek (68), seinerzeit im Hauptberuf
Starkstromelektriker im Werk, traf zwischen 1969
und 1977 in 221 Pflichtspielen für die Wölfe
beachtliche 108 Mal ins Tor. Nach dem Abstieg
1975 griff er mit den Grün-Weißen wieder an und
schaffte die direkte Rückkehr in Liga zwei.
DAS SPIEL IM STENOGRAMM:
VfL Wolfsburg: Michael Maaß – Edwin Meyer, Siegfried
Otte, Ingo Eismann, Dittmar Schönbeck – Karl-Heinz
Borutta, Wilfried Kemmer (58. Dieter Suchanek),
Wölfi Krause, Manfred Mattes – Klaus- Dieter Schäfer
(76. Fredi Rotermund), Wolfgang Wallek.
Trainer: Paul Kietzmann
FC St. Pauli: Reinhard Rietzke – Werner Baumann,
Wolfgang Kampf, Manfred Waack, Horst Wohlers
(58. Harald Münster) – Johnny Petersen (70. Jens- Peter
Box), Heino Hansen, Rolf Höfert, Horst Neumann –
Wolfgang Kulka, Rüdiger Wenzel. Trainer: Kurt Krause
Tore: 1:0 Krause (16.), 1:1 Wohlers (41.), 1:2
Höfert (44.), 1:3 Wenzel (76.), 2:3 Wallek (85.)
Gelbe Karten: Wallek / Waack, Wohlers, Höfert
Zuschauer: 5.000 am Sonntagnachmittag im
VfL-Stadion am Elsterweg
Schiedsrichter: Gerhard Kaiser (Delmenhorst)
41
UNTER WÖLFEN MAGAZIN
HISTORIE