72 | WÖLFINNEN
Lena: Das Thema Medien war zu diesem Zeitpunkt extrem
krass – für uns beide wahrscheinlich noch mehr, da es für uns
die erste WM war und wir keinen Vergleich hatten. Aber auch
die erfahreneren Spielerinnen haben das so wahrgenommen.
Wir konnten nicht einmal ins Einkaufszentrum gehen, ohne
von Paparazzi verfolgt zu werden. Das war eine neue Welt
für mich. Aber dass die Medien uns als Mannschaft kaputt
gemacht haben, würde ich nicht sagen.
Aber eine mediale Präsenz während der WM sollte doch
ein Mittel sein, um einen nachhaltigen Anstieg in den
Zuschauerzahlen
zu erreichen.
Lena: Ich glaube auch, dass das für den Frauenfußball
wesentlich war. Wir waren endlich in den Medien vertreten
und hatten die Art von Öffentlichkeit, die wir immer wollten.
Darüber waren wir extrem froh. Auf der anderen Seite gab
es natürlich die Themen, wie Alex schon angesprochen hat,
die nicht so toll waren. Das sind eben die Schattenseiten und
die mussten wird in Kauf nehmen, wenn wird in die Berichterstattung
wollten.
Alexandra: Ja, damals haben wir vor ausverkauften Stadien
gespielt. Das Eröffnungsspiel in Berlin haben wir vor mehr
als 70.000 Menschen ausgetragen. Das war bis zu diesem
Zeitpunkt in Europa für den Frauenfußball neuer Rekord. In
Wolfsburg waren es damals auch über 25.000 Zuschauer.
Allein das war schon wahnsinnig. Leider hielt der Boom
nicht an. Heute fragen wir uns zum Teil: Wo sind die Leute?
Manchmal
dürfen wir uns über 2.000 Fans freuen.
Zählten die Spiele vor der heimischen Kulisse und fast ausverkauften
Stadien für euch zu den Highlights der WM?
Lena: Definitiv! Ich erinnere mich noch ganz genau an das
Gefühl, als ich gegen Frankreich von Beginn an gespielt habe.
Meine Familie, meine Freunde – alle waren im Stadion. Und
ich hatte die Ehre, für Deutschland auf dem Feld zu stehen.
Das alleine ist schon etwas Besonderes, aber das noch im
eigenen Land erleben zu dürfen – das sind einfach Momente,
die man nie vergisst.
Alexandra: Dem kann ich nur zustimmen. Für mich kam
noch hinzu, dass ich die jüngste Spielerin war. Ich wollte alle
Eindrücke bestmöglich aufsaugen und alles Mögliche mitnehmen.
Es war damals einfach der Wahnsinn für mich, dass
ich dabei sein durfte.
Wie habt ihr dann das Spiel in Wolfsburg erlebt?
Lena: Das war eine unglaubliche Kulisse damals. Die Fans
2012 verpassen Popp und Goeßling wegen des WM-Aus ein Jahr zuvor noch die Teilnahme an den Olympischen Spielen, 2016 sichern sie sich in Rio de Janeiro die Goldmedaille.