Party in der Volkswagen Arena: 2013 ziehen die Grün-Weißen nach einem 2:1-Sieg gegen Frauen von Arsenal London ins Finale der
UEFA Women´s Champions League ein – und gewinnen später auch den Titel.
haben uns auf dem Weg vom Hotel ins Stadion zugejubelt. Das
waren so viele Menschen, dass wir beinahe nicht ins Stadion
geschafft haben. Im ganzen Land herrschte eine Riesen-Euphorie,
die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie erlebt
hatte.
Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut.
Umso enttäuschender war es dann, als wir gegen Japan ausgeschieden
sind.
Auch mit Blick auf die Olympischen Spiele?
Alexandra: Genau, hätten wir hier in Wolfsburg das Spiel
gewonnen,
wäre die Olympia-Qualifikation für London 2012
noch möglich gewesen. Da Schweden und Frankreich aber die
beiden besten europäischen Mannschaften der WM waren
und
uns mit dem Einzug ins Halbfinale überholt hatten, waren
auch
die Olympischen Spiele kein Thema mehr. Das war dann nochmals
enttäuschender, da die Qualifikation auch ein Etappenziel
von uns war.
Lena, nach der WM bist du vom SC 07 Bad Neuenahr nach
Wolfsburg gewechselt – ausgerechnet in diese Stadt, in
der kurz vorher der WM-Traum zerplatzt war. War die
Enttäuschung
da noch vorhanden?
Lena: Gar nicht. Überraschenderweise wirklich nicht. Das
wurde ich tatsächlich oft gefragt, warum ich ausgerechnet
dahin zurückgehe, wo wir ausgeschieden sind – an den Ort
des Debakels. Aber ich habe das nie miteinander in Verbindung
gebracht. Das konnte ich ganz klar trennen: Mit der Nationalmannschaft
habe ich die WM gespielt und der VfL Wolfsburg
war und ist ein Verein, mit dem ich ganz nach oben wollte.
Einige der VfL-Spielerinnen kanntest du ja bereits durch die
Nationalmannschaft. Haben sie dir den Einstieg erleichtert?
Lena: Als feststand, dass ich nach Wolfsburg komme, habe
ich mich natürlich bei Martina Müller über die Stadt und die
Mannschaft informiert. Aber das hat mir den Einstieg hier
keinesfalls leichter gemacht. In Bad Neuenahr war ich gesetzt,
hier musste ich mir alles von Beginn an erarbeiten
und immer
110 Prozent geben. Es herrschte ein ganz anderer Konkurrenzkampf,
jeder wusste natürlich, sobald jemand Neues kommt,
ist der eigene Platz in der ersten Elf womöglich
gefährdet.
Daher musste ich mich am Anfang ein bisschen reinkämpfen.
Inzwischen sind aus den ursprünglich geplanten drei schon
acht Jahre beim VfL geworden. Ich habe es nie bereut, dass ich
hierhergekommen bin.
Ein Jahr später – zur Saison 2012/2013 – kamst du nach
Wolfsburg, Alexandra. War das WM-Aus in Wolfsburg bei dir
noch präsent, als du aus Duisburg gekommen bist?
Alexandra: Wahrscheinlich mehr als bei Lena, da ich diese
ganze WM so in mich aufgesogen hatte. Es gab einige
Situationen,
in denen ich hier in der Arena stand und ein paar
Szenen vor meinem inneren Auge aufgetaucht sind. Wenn
ich hier bin, denke ich schon darüber nach, dass da hinten das
Gegentor gefallen ist. Aber zum Glück war es nicht alles überschattend,
dass ich den Eindruck hatte, alles hier in Wolfsburg
erinnert mich an unsere WM-Niederlage. Dass ich immer mal
wieder zurückblicke, ist aber völlig normal.
Und inzwischen?
Alexandra: …überwiegen tatsächlich die positiven Momente,
die wir in dieser Arena sammeln durften. Klar, haben wir
hier schon einmal mit der Nationalmannschaft gespielt, aber
wenn du mit dem Verein hier aufläufst, ist das etwas ganz
Anderes.
Lena: Zum Beispiel haben wir hier im Triple-Jahr 2013 die
Meisterschaft gegen Bad Neuenahr mit einem 4:0 festmachen
können. Genauso haben wir in der Volkswagen Arena auch den
Einzug ins Champions-League-Finale 2013 realisieren können,
als wir gegenArsenal London mit 2:1 gewonnen haben.
Alexandra: Genau! Für uns alle war das damals eine Riesen-Sache
undzeitgleich eine große Anerkennung, die wir – Gott
sei Dank – positiv zurückgeben konnten. lh
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