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Unter Woelfen | Ausgabe 7 | Saison 2016/2017

Durch Ihre Erfahrung im Management ist Ihnen auch noch klarer geworden, dass es viele verschiedene Faktoren für sportlichen Erfolg gibt, die man nicht alle beeinflussen kann? Ismaël: Wichtig ist letztlich, seiner Linie treu zu bleiben. Natürlich gibt es immer wieder Kompromisse aufgrund von Verletzungen, Fitness oder ähnlichem. Aber wenn die Linie und die Richtung stimmen, wird irgendwann der Erfolg kommen, davon bin ich fest überzeugt. Nach dem Motto habe ich auch in meiner Karriere als Spieler gehandelt. Ich hatte ein klares Ziel und wusste, wo ich hinwollte. Ich hatte auch als Spieler schwere Phasen, bevor der große Erfolg bei Bremen und Bayern kam. Phasen, in denen ich schwer verletzt am Knie war und mit 27 sogar drei Monate arbeitslos. Da gab es auch Phasen, wo man sagt „Puh, alter Schwede“. Das war unschön, weil man nicht weiß wie es weitergeht. Wenn man da anfängt an sich zu zweifeln, dann wird es schwierig. In einer Trainerkarriere ist es nicht anders. Da gibt es immer wieder Misserfolge, bis der Durchbruch kommt. Also können Sie viele Erfahrungen aus Ihrer Spielerkarriere heute als Trainer anwenden? Ismaël: Eine Hauptregel ist: Positiv bleiben, auch wenn es mal hart ist und man nach Hause kommt und sich denkt, man versteht die Welt nicht mehr oder ist im falschen Film. Danach wieder aufstehen und das große Ziel nicht aus den Augen verlieren, hart arbeiten. Der Mannschaft immer wieder den richtigen Input geben, denn wenn man das vorlebt, wird die Mannschaft das irgendwann auch spüren und so umsetzen. Es gibt ja Meinungen, dass ein Trainer früher Spieler gewesen sein sollte, um sich in die Spieler einfühlen zu können. Und es gibt die neue Generation Trainer, die oft nicht so hochklassig gespielt hat, dafür aber mit Theorie und Taktik punktet. Wie ist hier Ihr Standpunkt? Ismaël: Es funktioniert auch ohne. Es gibt schließlich auch andere Hilfsmittel für Trainer, die nicht so hochklassig gespielt haben, es gibt Sportpsychologen oder sonstige Hilfen. Am Ende wirst du am Erfolg gemessen, egal ob du Spieler warst oder nicht. Darum geht es letztlich: Jeder Trainer arbeitet, um Erfolg zu haben. Mit Dustin Heun haben Sie einen neuen Videoanalysten in den Trainerstab genommen. Er sitzt oben auf der Pressetribüne und geht in der Halbzeit auch in die Kabine. Kann er dort bereits positiv auf das Spiel einwirken? Ismaël: Ich selbst habe den klassischen Trainerblick und bin am Spielfeldrand nah dran an den Spielern. Manchmal kann es aber sein, dass man dort Dinge übersieht oder nicht wahrnimmt. Und von oben hat man eine Vogelperspektive und manchmal sieht man dort deutlicher, wo bei uns oder beim Gegner die Stärken oder Schwächen liegen. Dann tauschen wir uns in der Halbzeit aus und tragen der Mannschaft vor, was wir umsetzen wollen und müssen. Meistens geht es dabei um Kleinigkeiten. Fühlt sich die Halbzeitpause eigentlich eher zu kurz oder zu lang an? Ismaël: Ich denke, 15 Minuten sind eine gute Zeit. Wenn es 40 Grad draußen ist, hätte man vielleicht gerne eine längere Pause. Oder auch bei minus 10 Grad, da ist es drinnen ganz kuschelig (lacht). Aber letztlich geht es darum, kleine Blessuren zu behandeln, runterzukommen. Wir kommen im Trainerteam zusammen, besprechen Dinge. Kleine markante Dinge, die man ansprechen muss. Aber meistens ist auch klar: Wenn Du eine gute erste Hälfte spielst, hat der Gegner neue Ideen, die Du nicht vorhersehen kannst. Oder es passieren andere Dinge. Dann geht es darum, wachsam zu sein und entsprechend zu handeln. Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite. „Darum geht es auch in den nächsten Wochen. Dass wir dranbleiben, immer wieder das Wir-Gefühl zu entwickeln – auch wenn es Rückschläge gibt.“ Spielmacher | 31 Unter Wölfen


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