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Unter Woelfen | Ausgabe 7 | Saison 2016/2017

Haben Sie als Trainer ein Vorbild? Ismaël: Nein. Was mich interessiert, sind jene Trainer, die eine gewisse Art und Weise Fußball spielen lassen, die einen modernen Fußball spielen lassen. Die Spielidee ist eher das, woran ich mich orientiere. Das ist es, was man braucht, um erfolgreich zu spielen. Man hat eine Idee im Kopf und dann holt man sich Inspiration. Man hat eine Idee und dann sieht man ein Spiel, in dem man sich denkt: Genau das meinte ich! Oft hören wir von dem großen Sprung für einen Spieler, der von der U23 zu den Profis aufsteigt. Wie groß ist denn eigentlich der Sprung als Trainer von der U23 zu den Profis? Wenn man eine Philosophie im Kopf hat: Ist es leichter, die mit den Profis umzusetzen oder andersherum? Ismaël: Mit Vollprofis sollte es normalerweise einfacher sein. Da erklärst du Dinge einmal und die setzen es um. Die haben schon viele Dinge gesehen, Trainer erlebt und Spielsysteme gespielt und wissen, worauf es ankommt. Ein junger Spieler kennt die Abläufe nicht, da musst du Dinge auch mal zwei-, drei- oder viermal erklären. Dann macht er noch ein, zwei Fehler – und erst dann hat er es kapiert. Die Zeitspanne hängt ab von der jeweiligen Qualität der Spieler. Manche brauchen eben drei Monate, manche sechs. Manche brauchen auch ein, zwei Jahre. Es ist die Aufgabe der Nachwuchsarbeit, die Spieler immer wieder zu fordern und zu fördern. Einem Profi sagst du etwas einmal – und er setzt es um. Es ist momentan keine einfache sportliche Situation hier. Haben Sie etwas Ähnliches als Spieler auch mal erlebt? Ismaël: Ja, als Spieler bei Racing Lens. Nachdem Lens Meister wurde, bin ich im Oktober dorthin gewechselt. Im Januar waren wir dann Tabellenletzter oder Vorletzter, sind dann im Pokal ausgeschieden. Nach dem Spiel gab es richtige Auseinandersetzungen mit den Fans – ähnlich wie hier nach dem Spiel gegen Leverkusen – und ab da ging es bergauf und wir landeten am Ende auf Platz fünf. Deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, positiv zu bleiben. Wie wichtig ist Psychologie im Leistungssport heute? Ismaël: Ganz wichtig, es wird alles vom Kopf gesteuert. Wir müssen uns immer wieder Zugang zum Kopf verschaffen. Qualität haben die Spieler alle, es ist reine Kopfsache. Ist es umso ärgerlicher, nach einem Befreiungsschlag wie in Freiburg diese Phase nicht mitnehmen zu können, sondern gegen Schalke dann wieder punktlos zu bleiben? Ismaël: Ja, das ist ärgerlich. Wir hätten nach Freiburg auch lieber direkt weitergespielt und keine Länderspielpause gehabt. Dadurch konnten wir den Schwung nicht mitnehmen. Es geht nun darum, wieder einen Befreiungsschlag zu landen und aus dieser Phase zu lernen und die Dinge, die falsch gelaufen sind, zu korrigieren. Es geht darum, nach vorne zu schauen und bis zur Winterpause genug Punkte zu sammeln, damit wir in einer ruhigen Zone sind. Und dann geht es darum, uns gut vorzubereiten und einen neuen Anlauf zu starten. 32 „Ich glaube, dass wir eine gute Struktur haben und kompakter sind. Wir wollen uns im Mannschaftsverbund bewegen und keinen alleine lassen – das hat die Mannschaft verinnerlicht.“


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