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Unter Woelfen | Ausgabe 7 | Saison 2016/2017

Apropos Ziel: Sie haben als Spieler viele Jugendnationalmannschaften durchlaufen, aber kein A-Länderspiel für Frankreich absolviert. Warum hat das nicht geklappt? Ismaël: Ich glaube, meine Zeit kam richtig, als ich 2003 nach Deutschland gewechselt bin. Aber in die Generation von Frankreichs Welt- und Europameistern zu kommen, war ganz schwer. Danach gab es einen Umbruch und der Trainer setzte auf junge Spieler. Das ist ja auch okay, auch wenn es schade ist. Ich hätte das auch gerne mitgenommen, aber ich bin deshalb nicht frustriert. Ich hatte dennoch eine erfolgreiche Karriere, auch ohne Nationalspieler zu sein. Sie sind in Straßburg geboren, Ihr Vater stammt aus Guadeloupe. Gibt es dorthin noch eine Verbindung? Ismaël: Ich war erst einmal dort, als ich ca. fünf Jahre alt war und danach nicht mehr. Durch meine Karriere ergab sich die Möglichkeit einfach nicht mehr. Aber mit meiner Frau habe ich schon darüber gesprochen, dass wir mal mit den Kindern dorthin wollen, um ihnen ihre Wurzeln zu zeigen. Zu einer anderen Verbindung: Was verbindet Sie – abseits des Fußballs – mit Zinedine Zidane? Ismaël: (lacht) Eine Synchronisation. Ich habe „Zizou“ in einen Asterixfilm - „Asterix bei den Olympischen Spielen“ – synchronisiert. Können Sie unseren Lesern erzählen, wie es dazu gekommen ist? Ismaël: Ich war Bayernspieler und es wurde ein Franzose gesucht, der Deutsch spricht. Ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte und mir war damals gar nicht richtig bewusst, was das bedeutet. Dann stehst Du auf einmal dort in diesem Riesenraum vor dieser Leinwand und dann kommen die Szenen. Ich dachte: Nach fünf Minuten bist du fertig. Und dann musste man wieder und wieder einsprechen und mir wurde bewusst: Synchronsprechen – das ist ein richtiger Beruf. Heute weiß ich: Wenn man Hollywoodfilme schaut und gepackt wird, wie stark eigentlich der Einfluss desjenigen ist, der das übersetzt. Es war schön und interessant, das zu sehen und zu verstehen. Wie lang hat das Ganze denn gedauert? Ismaël: Rund eine Stunde. Für zwölf Sätze ist das schon lange, finde ich. Haben Ihre Kinder den Film gesehen? Ismaël: Mein Sohn ja, meine Tochter ist noch zu klein, aber irgendwann wird sie das auch mitbekommen. Ich bin gespannt, ob sie Papas Stimme das erste Mal erkennt, wenn sie es dann sieht (lächelt). Ein kurzer Ausblick nach vorne aufs kommende Spiel: Hertha BSC spielt oben mit, was ja nicht unbedingt im Vorfeld zu erwarten war. Ist die mannschaftliche Geschlossenheit eine der besonderen Stärken der Hertha? Ismaël: Das ist eine klare Philosophie von Pál Dárdai. Da wird sehr diszipliniert gegen den Ball gearbeitet. Im ersten Jahr kam der Erfolg und im zweiten Jahr die Bestätigung. Und man mag nach dem frühen Europa League-Aus gedacht haben: Vielleicht klappt es jetzt nicht mehr. Aber nein, es klappt wieder und sie bestätigen es nochmal. Sie haben ihre Tugenden und sind sehr konsequent. Sie stehen oben und haben eine entsprechende Leichtigkeit. Es ist eine tolle Entwicklung, die sie genommen haben und es ist auch toll zu sehen, dass es ein interner Trainer war, der das eingeleitet hat. Glauben Sie, dass - unabhängig von den drei Punkten - ein Heimerfolg einen zusätzlichen Schub geben würde? Ismaël: Ja, genau das muss unser Ziel sein. Es kann nicht sein, dass man zuhause noch nicht gewonnen hat. Wir müssen eine „Es reicht“-Einstellung haben und uns wehren, damit wir endlich ein Heimspiel gewinnen. Ist das auch ein Kopfproblem? Ismaël: Ja da gibt es eine Blockade. Aber wir haben den Ansatz, genau da jetzt anzupacken und das Erfolgserlebnis auch gemeinsam zu erzwingen. 34


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