Vier Bayern können Grafite nicht stoppen: Mit der Hacke trifft er ins Glück.
„UNGLAUBLICH, WAS
WAR DAS FÜR EIN TOR?“
„Ich bekam den Ball von Edin auf die linke Seite gepasst. Mein Plan war
eigentlich,
ihn wieder zurückzuspielen, da ich wusste, dass Edin wie immer in
die Mitte des Strafraums zieht. Als ich dann die Linie runterrennen wollte, um
zu flanken, öffneten mir Andreas Ottl und Christian Lell plötzlich den Weg in
den Strafraum, was eigentlich untypisch für Verteidiger ist. Ich hatte keine Zeit,
groß darüber nachzudenken,
ging an den zwei Spielern vorbei in den Strafraum
und berührte den Ball so, dass ich schießen konnte. Doch er sprang dabei zu
weit nach vorne und Torhüter Michael Rensing kam raus. Damit er den Ball nicht
abwehren konnte, habe ich ihn ein weiteres Mal zur Seite bewegt. In diesem
Moment sah ich, dass Edin komplett frei war. Ich wollte eigentlich auch zu ihm
passen, doch der Ball lag auf einmal perfekt, um ihn mit der Hacke zu nehmen.
Es ging alles so schnell. Ich versuchte es mit der Hacke, traf den Ball dabei aber
nur sehr weich. Ich ärgerte mich schon, dass ich ihn nur leicht berührt hatte. Der
Ball rollte über Brenos Fuß und so langsam Richtung Tor, dass Ottl zu schnell an
ihm vorbeiging. Als er dann über die Linie kullerte, konnte ich es kaum glauben
und rannte zur Eckfahne, um dort zu jubeln“, so beschreibt Grafite die Momente
der 77. Spielminute
des 26. Spieltags der Saison 2008/2009, als er mit seinem
einmaligen Solo und anschließendem Hackentreffer zum 5:1-Sieg der Grün-
Weißen gegen den FC Bayern München die Fußballwelt verzückte.
Es war ein Tor, das in die Geschichtsbücher der Bundesliga einging. Ein Tor, auf
das Grafite noch heute weltweit angesprochen
wird und das vielleicht auf alle
Ewigkeit mit dem Goalgetter und dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht
wird. Schon damals, als das Leder über die Linie rollte, war vielen bewusst,
dass sie gerade einen wohl einmaligen Augenblick erlebt hatten und das nicht
nur, weil die Wölfe an diesem 4. April 2009 die Tabellenführung übernahmen
und Grafite die Torjägerliste nun alleine anführte. So auch Edin Dzeko, der sich
mitten in der Jubeltraube befand, und Grafite zuschrie: „Unglaublich, was war
das für ein Tor, Graffa!“ Eigentlich folgerichtig, dass der Treffer des Brasilianers in
der ARD-Sportschau letztlich nicht nur zum „Tor des Monats“, sondern darüber
hinaus auch zum „Tor des Jahres“ gewählt wurde. Vielleicht war es eben auch
jener Treffer, der den Ausschlag dafür gab, dass Grafite als erster VfL-Spieler
überhaupt zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. ab
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