Es geht einem immer noch unter die Haut, wenn die VfL-Fans in der 19. Minute den Namen des verstorbenen Junior Malanda singen – dessen Trikotnummer die
19 gewesen ist. Im Januar 2015 war er bei einem Autounfall ums Leben gekommen,
im Sommer des Vorjahres hielt Nina Stiller diese Aufnahme fest.
Gemeinschaft hätten wir diesen Lebensabschnitt wirklich
nicht geschafft. Wir sind bis heute jeden Tag dankbar
und verbunden für die Hilfe, die uns so großherzig und
bedingungslos
entgegengebracht wurde.“
Welt der Wölfe
An diesem sonnigen Morgen, als Nina Stiller für das Interview
mit der „Unter-Wölfen-Magazin“-Redaktion ihr Studio
aufschließt, grüßt sie ihren 80-jährigen Nachbarn herzlich.
Ihr Strahlen ist zurückgekehrt. „Hallo Herr Wicher, ich hole
mir gleich noch einen Kaffee.“ Der ältere Herr betreibt am
Heinrich-Büssing-Ring eine kleine Cafeteria und gießt ihre
Blumen, wenn die oft gebuchte Fotografin unterwegs ist.
Mit Braunschweig ist sie eng verbunden. Drei Jahre lebt
die 38-Jährige in Hamburg, vermisst aber ihre Wurzeln
und entscheidet sich im Herbst 2017 für eine Rückkehr
an die Oker. Hier baut sie ihr Studio neu auf. Plant. Renoviert.
Eröffnet. Es ist ihr Herzstück. Über zwei Etagen
richtet Nina Atelier und Arbeitsraum ein. Im Eingangsbereich
fragt eines dieser modernen Leuchtschilder „Heute
schon gelacht?“ Spätestens jetzt wird klar, dass sie nie
ihren Mut verloren hat. Wenige Schritte weiter zeugt ein
großer Kühlschrank davon, dass die Tage hier durchaus
lang und intensiv sind. Eine kleine Holztreppe führt nach
oben, wo zwei große Schreibtische mit ebenso großen
Bildschirmen stehen. Im langen Regal stapeln sich Festplatten.
Duplikatsicherungen
jedes Bildes, das sie in den
letzten 15 Jahren geschossen hat. Stiller sucht für diese
Geschichte noch einmal Fotos raus, die ihr im Gedächtnis
geblieben sind: Diego, Ashkan, Josuha, Mario. Meistertrainer
Felix Magath. „Wir hatten immer einen guten
Draht zueinander. Bei jedem Heimspiel stand eine Traube
Fotografen vor der Bank, aber er hat mich immer gegrüßt“,
erinnert sich Nina. „Wir haben einen guten Weg gefunden,
miteinander zu arbeiten. Er war sehr tiefgründig und hatte
Vertrauen. Das ist bei meinem Job unerlässlich.“
Seele des Menschen im Blick
Nina Stiller gelingt es immer wieder aufs Neue, sich
auf andere Menschen einzulassen und sie in Szene zu
setzen. Dabei spielen Natürlichkeit und gutes Licht eine
große Rolle. Sie nimmt ihr Gegenüber wahr, versucht
zu fühlen und sich in die Situation hineinzuversetzen.
Egal, ob in Farbe oder - noch lieber - in schwarz-weiß,
ihre Aufnahmen haben fast immer etwas Persönliches.
Mit ihren Bildern öffnet Nina ein Fenster in die Seele
eines Menschen. Lukas Podolski, Musiker Axel Bosse,
die schwedische Rockband Mando Diao oder Elyas
M’Barek – alle hatte Fotografin Nina Stiller schon vor
der Linse. Mit Schauspieler und Produzent Til Schweiger
arbeitet sie zwei Jahre zusammen, fotografiert ihn privat
in Berlin sowie auf Mallorca, macht Aufnahmen für sein
60 | IM FOKUS