„KEINER HAT DAMIT GERECHNET“
Als Edin Dzeko im Sommer 2007 zu den Grün-Weißen kam, war sein Name in der Welt des Fußballs noch weitestgehend
unbekannt. Spätestens durch die Meistersaison zwei Jahre später, in der er eine fantastische Rückrunde spielte,
rückte der Bosnier über die Grenzen Deutschlands in den Fokus. Als der Stürmer den VfL im Frühjahr 2011 in Richtung
Manchester City verließ, ging er als Bundesliga-Rekordtorschütze der Wölfe. Und auch acht Jahre später ist Dzeko, der
heute für die AS Rom aufläuft, mit den 66 erzielten Toren noch immer der beste VfL-Goalgetter.
„WAS DANN IN DER
RÜCKRUNDE PASSIERT IST,
WAR UNGLAUBLICH.“
Edin Dzeko, zwölf Jahre ist es mittlerweile her, dass du nach Wolfsburg
gewechselt bist. Hast du deine Anfangszeit noch vor Augen?
Edin Dzeko: Ich kann mich sogar noch an den ersten Tag in Wolfsburg
erinnern. Ich bin mit dem Auto durch die Stadt gefahren,
habe das alte Stadion gesehen und war überrascht, weil es nicht
wirklich modern aussah. Einige Sekunden später fuhren wir dann
aber über die Berliner Brücke und ich war wirklich sehr happy, als
die Volkswagen Arena zu erkennen war.
Wie war es für dich, in Wolfsburg Fuß zu fassen. Bist du schnell
mit den Leuten klargekommen?
Edin: Ich konnte kein Deutsch und musste mich deshalb auf
Englisch verständigen. Was mir aber einiges leichter gemacht hat,
war, dass meine Mitspieler alle gut Englisch sprachen und sehr
hilfsbereit waren. Felix Magath hat von uns aber erwartet, dass
wir schnell Deutsch lernen. Dank meiner Deutschlehrerin Snezana,
die wie ich aus Sarajevo kommt, hat das auch sehr gut geklappt.
Ich beherrsche die deutsche Sprache immer noch – also war sie
eine klasse Lehrerin (lacht).
Blicken wir auf die Saison, die den größten Titel der VfL-Vereinsgeschichte
brachte: Nach 17 Spieltagen sah es 2008/2009
nicht danach aus, als würde die Mannschaft in den Kampf um
die Meisterschaft noch eingreifen können...
Edin: Nach der Hinrunde waren wir Neunter und hatten neun
Punkte Rückstand auf Herbstmeister Hoffenheim. Keiner hat
damit gerechnet, dass wir dennoch Meister werden. Mit den
30 Punkten, die wir durch zehn Siege in Folge geholt haben,
haben wir aber viel Boden gut gemacht und die Differenz aufgeholt.
Geholfen hat uns vielleicht auch, dass keiner an uns
geglaubt hat – nur wir selber und natürlich unser Trainer.
Auch für dich persönlich hätte es in der Hinrunde besser laufen
können. „Lediglich“ fünf Tore gelangen dir in der ersten Hälfte
der Saison.
Edin: Die Hinrunde war wirklich nicht gut. Was dann in der Rückrunde
passiert ist, war unglaublich. Ich kann nicht erklären, warum
es so gelaufen ist. Das ist einfach Fußball.
Eine kuriose Szene spielte sich am 16. Spieltag gegen Hannover
96 ab. Torhüter Florian Fromlowitz sah nach einer Notbremse
die Rote Karte. Hannover hatte bereits drei Mal gewechselt, so
dass Feldspieler Jan Rosenthal ins Tor musste, der dann deinen
Elfmeter hielt.
Edin: Lustig an dieser Geschichte ist vor allem, was sich am
selben Abend abgespielt hat: Ich bin mit einigen Mitspielern nach
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