86 IM GESPRÄCH
„DEUTSCHER MEISTER WIRD
MAN NICHT JEDEN TAG“
VfLZEUGWART HERIBERT RÜTTGER ERINNERT SICH AN DIE MEISTERSAISON
Zehn Jahre sind mittlerweile seit der Deutschen Meisterschaft des VfL vergangen. Fast doppelt so lange ist Heribert
Rüttger, von allen nur „Herbie“ genannt, Zeugwart der Wölfe. Seit 2000 kümmert sich der 62-Jährige um die
Aus rüstung der Grün-Weißen und war seitdem für viele Wölfe-Teams die gute Seele. Auch an die erfolgreichste
Bundesliga- Saison des VfL hat Herbie viele gute Erinnerungen.
Herbie, wenn du an den letzten Spieltag der Saison 2008/2009
zurückdenkst, was ist bis heute deine lebhafteste Erinnerung?
Heribert Rüttger: Da gibt es viel, das war einfach alles unglaublich.
Auch wenn ich jetzt zurückblicke, ist es immer noch schwer zu
fassen. Die Tore von „Graffa“ (Grafite, Anm. d. Red.), das ganze Spiel,
auch schon das Spiel in Hannover eine Woche zuvor. Das habe ich
alles in sehr guter Erinnerung, denn Deutscher Meister wird man
nicht jeden Tag.
Musstest du in deiner Funktion als Zeugwart an diesem Tag
irgendetwas besonderes vorbereiten?
Herbie: Die Meistershirts (lacht). Die hatte ich aber vorher schon
bekommen, ansonsten war es, was meine Arbeit betrifft, bis zum
Abpfiff ein normales Spiel.
Kannst du dich erinnern, ob es einen Moment gab, ab dem alle
daran geglaubt haben, dass es möglich ist, Meister zu werden?
Herbie: Ich glaube, so richtig dran geglaubt haben wir alle nach
dem Spiel gegen Bayern München. Die Art, wie die Mannschaft
da gespielt hat, war schon beeindruckend und nach dem Sieg am
33.£Spieltag in Hannover war sich die Mannschaft sicher, dass sie
das nicht mehr hergibt.
Gab es in der Meistermannschaft einen Spieler, der besondere
Anforderungen an die Ausstattung hatte?
Herbie: Sonderwünsche hatte eigentlich keiner. Aber ich erinnere
mich, dass wir Zvjezdan Misimovic vor dem Spiel in Hannover ein
Loch in seinen Schuh schneiden mussten. Er hatte schon einige
Zeit Probleme mit dem Fuß und der ist dann beim Spaziergang
so angeschwollen, dass er nicht mehr aus dem Schuh rauskam.
Gespielt hat er natürlich trotzdem.
Nach dem Spiel und den Feierlichkeiten im Stadion ging es weiter.
Wie hast du die Meisterfeier erlebt?
Herbie: Viele hatten sich ja vorher darüber lustig gemacht, dass wir
keinen Balkon am Rathaus haben für die Meisterfeier. Aber dafür
konnten wir mit den Autos vom Autokorso direkt auf die Bühne
fahren. Das war schon etwas Außergewöhnliches. Und dann die
vielen Menschen, die vor der Bühne auf uns gewartet haben. So
etwas hatte ich noch nie gesehen. Das war der Wahnsinn!
Hast du noch ein Andenken von dem Tag?
Herbie: Wir haben alle vom Verein einen kleinen Pokal und eine Uhr
bekommen. Außerdem habe ich die Schuhe, die Andrea Barzagli
an dem Tag des letzten Spiels getragen hat, aufbewahrt. Darunter
hängt noch das Konfetti, das damals auf dem Rasen lag. bm
Die Meisterschale in den Händen, eine „unglaubliche“ Erfahrung für VfL-Zeugwart Herbie.