Nach 240 Gesamtminuten ohne Sieger kam es dann zum historischen
Moment. War Ihnen eigentlich klar, dass Sie gerade Geschichte schreiben?
Eismann: Überhaupt nicht. Wir wussten, dass jetzt ein Elfmeterschießen
folgt. Aber dass wir deutschlandweit die Ersten wären, das war uns ganz
sicher nicht klar. Erst später, als die Medien uns darauf aufmerksam machten,
haben wir das realisiert.
Und trainiert hatten Sie die Strafstöße offenbar auch nicht. Schalke
gewann mit 3:1.
Eismann: (lacht) Ja, einzig Dieter Thun hat für uns verwandelt. Geübt hatten
wir das wirklich nicht, weil wir bestimmt nicht davon ausgegangen waren,
Selbstvertrauen hin oder her, es wieder in die Verlängerung zu schaffen.
Die Bewegtbilder von diesem Elfmeterschießen mit den Zuschauern, die
die Schützen einkesseln, sind heute ein viraler Hit. Wie haben Sie das als
Spieler erlebt?
Eismann: Wir konnten das alle nicht fassen. Die Fans standen hinterm Tor,
haben gejohlt und kamen dann einfach immer näher, bis sie direkt neben uns
standen. Es waren keine Ordner da, die sie zurückgeholt hätten. Man ist beim
Elfmeterschießen sowieso schon aufgeregt. Und dann stehen einem die
Leute auch noch auf den Füßen. Das war schon sehr außergewöhnlich.
Sie selbst haben sich auch versucht und den Pfosten getroffen. Sind Sie
danach jemals wieder angetreten?
Eismann: Nie. Elfmeterschießen hatten wir später ohnehin keines mehr, aber
auch im Spielbetrieb kam das nicht vor. Ich verstehe auch bis heute nicht,
warum Imre Farkaszinski mich als Schützen ausgewählt hatte. Tatsächlich
blieb das der einzige Elfer, den ich je für den VfL geschossen habe. Mit Dieter
Burdenski, Schalkes damaligem Torwart, habe ich diese Szene übrigens vor
Jahren noch einmal nachgestellt. Auf der Feier eines gemeinsamen Freundes
hat er sich zu vorgerückter Stunde zwischen zwei Bäume gestellt. Ich habe
Anlauf genommen – und zielsicher den Pfosten getroffen.