Der erste Bundesliga-Treffer 2008/2009 für Grafite: Per Elfmeter trifft der Brasilianer gegen Eintracht Frankfurt.
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Blicken wir aber etwas weiter zurück und springen in die
Woche
des ersten Punktspiels der Bundesliga-Saison
2008/2009. Vier Tage vor der Auftaktpartie stand die
Generalprobe in der Volkswagen
Arena an. Gegen den
italienischen Vertreter und abgebenden Verein von Andrea
Barzagli und Cristian Zaccardo, US Palermo, entwickelte
sich ein zunächst ziemlich ereignisloses
Duell. Bis wenige
Momente vor dem Pausenpfiff aus einer kleinen Rangelei
eine gewaltige Rudelbildung entstand, in der sich sowohl
Grafite als auch Palermos Moris Carrozzieri zu einer Tätlichkeit
hinreißen ließen und Schiedsrichter Peter Gagelmann
in Folge dessen beide Akteure des Feldes verwies. „Ich
hatte für einen Moment
meinen Verstand verloren und
wusste gar nicht, was mit mir passiert. Meine Reaktion
war schlecht für mich und schlecht für die Mannschaft“,
bewertet Grafite zehn Jahre danach die Situation. Dass
das Testspiel letztlich mit 0:1 verloren ging, war weitestgehend
zweitrangig. Nicht zweitrangig waren allerdings
die Nachwehen der Roten Karte. Zwar schätzte Magath
Grafites Schubser während der Rudelbildung als weniger
schwerwiegend
ein („Da ging es ein bisschen hin und her.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu einer Sperre
führt – allenfalls für Freundschaftsspiele.“), das Sportgericht
des Deutschen Fußball-Bundes beurteilte die Szene
allerdings anders und sprach eine Sperre von zwei Pflicht-
und fünf Testspielen aus. Der Brasilianer sollte dadurch de
ersten beiden Bundesliga-Begegnungen verpassen - und
holte sich darüber hinaus einen Rüffel sowohl von seinem
Trainer als auch von seiner Ehefrau ab.
Nachdem Grafite bereits in der Vorsaison aufgrund einer Roten
Karte fünf Spiele hatte pausieren müssen, bat Magath ihn
in sein Büro. „Er meinte zu mir, dass ich auf mich aufpassen
muss, weil ich ein guter Typ und Spieler bin und diese Situation
sowohl für mich als auch für das Team schlecht war. Es war ein
bisschen so, als würde er mir die letzte Warnung aussprechen.“
Nicht weniger psychischen Druck wendete seine Gattin Grace
Kelly an. „Meine Frau war super sauer auf mich. Sie hat mich
darauf hingewiesen, dass ich ein schlechtes Vorbild für die
Kinder bin, wenn ich so weitermache.“
Weitermachen – und erstmals in der noch frischen Bundesliga
Saison auf dem Platz stehen – konnte Grafite dann am
dritten Spieltag. Im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt
gelang ihm per an ihn verursachten Foulelfmeter auch direkt
sein erster Liga-Treffer. Ein weiterer wurde ihm zu Unrecht
aberkannt, das Schiedsrichter-Gespann
entschied fälschlicherweise
auf Abseits. Richtig ins Rollen kam die Maschine
im deutschen Oberhaus jedoch noch nicht. Bei Hertha BSC
versiebte sie Großchancen, im nächsten Heimspiel gegen den
Hamburger SV schoss der Brasilianer
dann zwar ein weiteres
Tor, musste nur einen
Spieltag später aber erneut den Platz
vorzeitig verlassen. Bei der Niederlage beim Karlsruher SC sah
der Stürmer Mitte der zweiten
Halbzeit die Ampelkarte – und
war wiederum ein Spiel gesperrt.
Doch nach der erneuten
Zwangspause lief der Motor allmählich heiß. Und das obwohl
Grafite einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hatte.
Sofort nach dem Heimspiel gegen Arminia
Bielefeld, in dem er
seinen dritten Saisontreffer erzielte, reiste er in seine Heimat,
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