„SCHWERSTES LOS“
Schon in der letztjährigen Spielzeit der UEFA Women’s
Champions
League duellierten sich die Wölfinnen mit
Atletico
Madrid, setzten sich letztlich durch zwei klare Siege
souverän durch und zogen dadurch ins Achtelfinale ein. In
Erinnerung geblieben ist vor allem der 12:2-Kantersieg im
Rückspiel, als sich die Grün-Weißen in einen wahren Rausch
spielten und nahezu jede Tormöglichkeit nutzten. Vor der
Achtelfinalpartie dieser Spielzeit warnt VfL-Cheftrainer
Stephan Lerch allerdings davor, den spanischen Meister
zu unterschätzen.
In der vergangenen Saison traf Ihre Mannschaft bereits auf
Atletico Madrid und sorgte vor allem durch einen 12:2-Sieg
im Rückspiel der Runde der letzten 32 für Furore. Wie oft
werden Sie noch auf diese Partie angesprochen?
Stephan Lerch: Damit werde ich eigentlich gar nicht mehr so
häufig konfrontiert, da es jetzt schon eine Weile her ist. Vergessen
haben wir das Spiel aber nicht – auch weil ein Ergebnis zustande
gekommen ist, das nicht alltäglich ist. Für uns spielt es aber keine
Rolle mehr, es ist Vergangenheit und damit abgehakt.
Viele Trainer sagen, dass es das perfekte Spiel nicht geben
würde. Wenn dem so ist: Wie nah dran war dieser Kantersieg
an einer perfekten Leistung?
Lerch: Wir wissen, das Ergebnis und die Umstände einzuschätzen.
Atletico ist im Rückspiel nicht mit der Bestbesetzung angetreten.
Trotzdem muss man sagen, dass wir ein gutes Spiel gemacht, das
Tempo immer hochgehalten und immer versucht haben, über die
gesamten 90 Minuten offensiv zu spielen und Tore zu erzielen.
Worauf kommt es in diesem Jahr an? Könnte die Gefahr
bestehen, Atletico durch das letztjährige Resultat zu
unterschätzen?
Lerch: Wir wissen, dass sich die Mannschaft im Sommer verstärkt
und einige gute Spielerinnen dazu bekommen hat. Zudem ist uns
das Ergebnis aus dem letztjährigen Hinspiel noch bewusst. Es
war damals vor allem in der ersten Halbzeit ein Duell auf Augenhöhe.
Das Team hat sich weiterentwickelt und wird aus den
Erfahrungen gelernt haben. Deswegen gibt es keinen Grund, die
Mannschaft zu unterschätzen. Es ist mit Sicherheit das schwerste
Los, das man hätte bekommen können. An einem guten Tag kann
Atletico uns ärgern.
Atletico ist in der vergangenen Saison erneut spanischer
Meister geworden und konnte den letztjährigen Halbfinalisten
Manchester City in der Runde der letzten 32 ausschalten.
Wie bewerten Sie aufgrund dieser Erfolge die
Entwicklung des Teams und des spanischen Fußballs?
Lerch: Dass sie sich gegen Manchester City durchgesetzt
haben,
sagt einiges über die Qualität der Mannschaft aus. Der
spanische
Fußball ist darüber hinaus im Aufwind. Das sieht man
unter anderem an den Ergebnissen bei den internationalen
Nachwuchsturnieren,
wo Spanien zuletzt das Finale der U19-Europameisterschaft
gegen Deutschland gewonnen hat. Sie
bringen
junge Talente nach oben, was sich in der Nationalmannschaft
und der Liga widerspiegelt. Die Qualität nimmt zu –
und deswegen müssen wir auch bei unserer Partie aufpassen.
Wie gehen Sie generell die Spielvorbereitung in der UEFA
Women’s Champions League an? Schauen Sie sich die
Mannschaft vor Ort an oder lassen Sie sich Videomaterial
zukommen?
Lerch: Wir werten das Videomaterial, das wir bekommen
haben, aus, bereiten die Mannschaft darauf vor, wie Atletico
spielen
könnte und wo die Stärken und vermeintliche
Schwächen
liegen. Zudem nutzen wir die Möglichkeit, selbst
vor Ort zu sein, um Eindrücke sammeln zu können und diese
unserem Team zu präsentieren, damit es sich richtig auf den
Gegner einstellen kann.
Häufig wird davon gesprochen, dass es ein Vorteil sei,
zunächst auswärts anzutreten. Wie bewerten Sie diese
Aussage? Sehen Sie es gar genauso?
Lerch: Ich würde nicht sagen, dass es ein Vorteil ist, erst zu
Hause oder erst auswärts spielen zu müssen. Da wir das nicht
beeinflussen können, müssen wir einfach versuchen, in beiden
Spielen eine top Leistung abzurufen, die auch erforderlich sein
wird, um eine Runde weiterzukommen. Das Heimspiel wollen
wir natürlich gewinnen, möglichst kein Gegentor kassieren,
offensiv auftreten und den Gegner unter Druck setzen. Wir
wissen aber auch, dass das Rückspiel in Madrid noch einmal
richtig schwer wird.
Besteht in der Anspannung und in dem Ablauf vor einem
Spiel in der UEFA Women’s Champions League ein Unterschied
zum normalen Liga-Alltag?
Lerch: Einen Unterschied verspüre ich nicht, trotzdem herrscht
in der Königsklasse – vor allem unter dem Aspekt, dass es ein
Flutlichtspiel und ein internationaler Vergleich ist – immer eine
besondere Atmosphäre. Konzentriert und fokussiert sind wir
aber genauso, wie bei jedem anderen Spiel auch.
Die Saison läuft bisher reibungslos. Wie zufrieden sind sie
mit dem Auftakt in die noch junge Spielzeit und gibt es
Bereiche, in denen sich noch etwas bessern muss?
Lerch: Der Auftakt war gut – darauf dürfen wir uns allerdings
nicht ausruhen, denn es gibt immer etwas zu verbessern.
Positiv ist, dass wir noch keinen Gegentreffer kassiert haben,
bereits viele Tore geschossen und gegen eine Top-Mannschaft
der Liga klar gewonnen haben. Das ist eine schöne Momentaufnahme
und soll uns Mut machen. Für uns gilt es nun
aber, nach vorne zu schauen. Auch wir müssen uns weiterentwickeln,
denn die Aufgaben werden nicht einfacher.
WÖLFINNEN
HEIMKABINE | 15